10 Jahre Wählleitungen

Johann Kainrath

Dieser Artikel gibt einen Überblick von den Anfängen des Wählleitungszugangs zum TUNET bis zu den aktuellen Ausbauten.


bis 1989
Wählleitungen bereits als wichtiges Service erkannt

Der Zugang zum TUNET von externen Bereichen über Modemtechnologie wurde bereits in den Anfängen von TUNET als wichtiges Service erkannt und als solcher unterstützt. Bereits 1986 wurde vom damaligen IEZ (Interuniversitäres EDV-Zentrum) ein Wählleitungszugang mit Geschwindigkeiten von 300 Bit/s zu Services des Rechenzentrums über das PACX betrieben. 1989 stellte das EDV-Zentrum der TU Wien, Abteilung Digitalrechenanlage, den Benutzern 5 Zugänge (300 Bit/s asynchron V.21, 1200/2400 Bit/s asynchron V.22/ V.22bis) über Wählleitungen zur Verfügung. Wie sich herauskristallisieren sollte, wurde damit ein Dauerbrenner der Ausbauplanung unter dem Titel "Erweiterung des Wählleitungsservices" geschaffen.


1990
zwei Serien, 9600Bit/s!

1990 konnte auf 2 der 5 Nummern bereits mit einer Geschwindigkeit von 9600 Bit/s (V.32) vom PACX ins TUNET (cdcnet) interaktiv eingewählt werden. Damals gab es über eine Post-Schaltung zwei Serien mit 3 bzw. 2 Nummern.


1991
Umstellung PACX auf Terminalserver

Als 1991 die Wählleitungen vom bestehenden PACX System auf einen Terminalserver umgestellt wurden, zeigten sich in dieser Phase viele Probleme mit der Instabilität der verwendeten Modems und des erstmals eingesetzten Terminalservers. Auch im Zusammenhang mit dem Benutzerverhalten gab es Probleme, da zu diesem Zeitpunkt die Authentifikation ausschließlich durch das angegebene Passwort und nicht durch eine Kombination aus Usernamen und Passwort bestand.


1992
analoge Einzelanschlüsse, Validierung mit Usernamen/Passwort

Im Jahr 1992 wurden 5 analoge Einzel-Telefonanschlüsse (in zwei Serien organisiert) betrieben. Dabei standen 5 Stück Einzelmodems vom Typ Octocom 8396 in Verwendung (9600 Bit/s mit Fehlerkorrektur und Datenkompressions-Features). Da der bis zu diesem Zeitpunkt eingesetzte Terminalserver vom Typ Bridge Communications nicht ausreichend Sicherheit bot, wurde ein neues Gerät des Herstellers Cisco vom Typ CS516 angeschafft. Der Zugang erlaubte nur mehr die Validierung mit Usernamen und einem zugehörigen Passwort. Des Weiteren bot dieser erstmals die Möglichkeit, nicht nur interaktiv sondern Verbindungen über die Protokolle SLIP und PPP aufzubauen. Eine Ausbaubarkeit der Wählleitungszugänge war bis zu 16 asynchronen Anschlüssen gegeben, denn für 1993 war bereits ein weiterer Ausbau vorgesehen.

Bereits für 1992 war ein Pilotversuch im Hinblick auf einen ISDN-Zugang zur Verbesserung der Wählleitungen geplant. Wie sich herausstellen sollte, konnte von der damaligen Post jedoch erst Ende 1994 eine erste Installation erfolgen. Grund dafür war, dass der Versorgungsgrad mit ISDN-Anschlüssen der Post im Jahr 1992 noch derart gering war, dass der Einsatz an Arbeitszeit und Finanzmitteln nicht zu rechtfertigen gewesen wäre. Verfügbare Geräte waren außerdem zum Teil noch im Prototyp-Stadium.


1993/1994
einzelne Modems, SLIP/PPP, V32bis, ISDN, Mail/News/Info-Service

In den Jahren 1993 und 1994 war ein besonderer Aktivitätsschwerpunkt in der Abteilung Kommunikation des EDV-Zentrums die Erweiterung des Modemzugangs. Da in diesem Zeitraum die Einrichtung des Mail/News/Info-Services für etwa 5000 Studierende erfolgte, war naturgemäß der Zugang zum TUNET über Wählleitungen eine der Säulen des Konzeptes. Beispielsweise wurden dafür 1994 85,000.- öS für eine Erweiterung/Terminalserver für Modemanschlüsse sowie im Zuge des normalen Netzausbaus (weitere Terminalserver, ISDN-Anschluss) 82,000.- öS investiert. 1993 wurden die 3 Einzelanschlüsse des ZWK (Zentrum für wissenschaftliche Kommunikation, Betreiber des damaligen ACOnet) in das bestehende Zugangs-Service integriert, und 1994 wurden 4 weitere Außenanschlüsse hinzugenommen. Somit standen insgesamt 12 Modemzugänge zur Verfügung.

Gegen Ende 1994 wurde auch ein ISDN-Basisanschluss von der Post hergestellt (Kapazität 2 x 64kBit/s; 2 B-Kanäle), der in das Dialin-Service zu integrieren war.

Aus den bisherigen Erfahrungen war klar, dass eine weitere Aufstockung alsbald notwendig werden würde (nicht nur um die projektierten 3 Anschlüsse, sondern auf etwa 30 gleichzeitige Zugänge).

Der Zugang über Wählleitungen vom Heimarbeitsplatz, insbesondere im Bereich der Studierenden, gewann immer mehr Bedeutung.

Erstmals ermöglichte der neu angeschaffte Terminalserver nicht mehr nur den interaktiven Zugang über Telnet, sondern mittels SLIP/PPP quasi direkt als Internet-Rechner arbeiten zu können.

SLIP (Serial Line Internet Protocol) erlaubte standardisiert den Transport der IP-Daten über eine serielle Leitung anhand einer sehr einfachen Paket-Struktur. Anstatt sich mit dem Remote Host die Kommunikations-Parameter auszuhandeln, verwendete SLIP vordefinierte Werte. Dadurch war SLIP vom Benutzer einfacher aufzusetzen bzw. im Fehlerfall leichter zu analysieren. PPP (Point-to-Point Protocol) hingegen handelt sich beim Verbindungsaufbau die verschiedensten Protokoll-Optionen aus und packt die IP-Daten zur Übertragung über die serielle Leitung in eine detaillierte Paket-Struktur ein.

SLIP und PPP Software (kommerziell und Public Domain) existierte damals bereits für die meisten Betriebssysteme bzw. Rechnerplattformen. Nachdem eine SLIP bzw. PPP Verbindung aufgebaut ist, können via Modemverbindung alle TCP/IP-Netzdienste (telnet, ftp, mail, etc.) in gleicher Weise wie mit direktem Netzwerkanschluss verwendet werden.

Prinzipiell waren durch diese Einführung

erst sinnvoll möglich.

allerdings waren wegen der relativ langsamen Übertragungsgeschwindigkeit (Ethernet: 10.000.000 Bit/s, Modem ca. 14.000 Bit/s) nicht alle Dienste wirklich sinnvoll. Programme im Grafikmodus (z.B. X-Window Oberfläche) konnten nicht vernünftig verwendet werden. Sehr wohl Sinn machten E-Mail-Anwendungen (nur Text-Dateien) oder Übertragen kleinerer Files mittels ftp (Übertragungsrate ca. 1.000 Byte/sec bei Verwendung eines Modems mit einer Übertragungsrate von 14.400 Bit/s).

Hier ein Bild der damaligen Realisierung im TUNET

Voraussetzungen für die Verwendung dieser neuen Service-Form waren ein PC / eine Workstation mit einem asynchronen Modem (eingebaut oder extern), ein gültiger Account für den Terminalserver (Ansuchen Kommunikations-Services, Wählleitungszugang zum TUNET) sowie SLIP bzw. PPP Software für den Rechner.

Dadurch war die intensive Beratung der Benutzer in Bezug auf Konfigurationseinstellungen ihrer verwendeten Software erforderlich. Auch konnte bereits statt manuellem Login der Loginvorgang mit Scripts automatisiert werden. Hier wurden vom EDV-Zentrum entsprechende Vorlagen zur Verfügung gestellt bzw. entsprechende Informationen in den relevanten Medien veröffentlicht.

Trotz anfänglicher Vorteile von SLIP setzte sich mit zunehmender Verwendung die PPP-Variante beim Dialin-Zugang durch, welches durch einen entsprechenden Artikel in der Informationszeitschrift PIPELINE des EDV-Zentrums näher erklärt wurde.

Einer der wesentlichen Vorteile von PPP lag in der Möglichkeit, dynamische IP-Adressen zwischen den (beiden) Kommunikationspartnern zu verwenden.

PPP wurde auch bereits von an der TU Wien gängigen Betriebssystemen (Unix, Linux, Windows und MacOS) unterstützt, wobei vom EDV-Zentrum neben Empfehlungen für einzusetzende Software auch entsprechende Konfigurationsvorlagen bereitgestellt wurden.

So etwa wurde neben einer im Rahmen der Campuslizenz verfügbaren PC/TCP Software für DOS/Windows auch die Trumpet Winsock für PCs eingesetzt.

Ende 1994 wurden im Rahmen dieses EDV-Zentrums-Services Modem-Übertragungsnormen bis maximal CCITT V32bis (14400 bps) mit MNP4 und V.42 Fehlerkorrektur bzw. MNP5 und V.42bis Datenkompression unterstützt. Das bedeutete eine Geschwindigkeit von 38400 Bit/s zwischen Modem und Terminalserver.


1995
Mail/News/Info Service für Studierende, Rackmount Modem Lösung

Hohe Anforderungen an das Wählleitungsservice kennzeichneten das Jahr 1995. Gründe waren das sehr gut angenommene Mail / News / Info-Service für Studierende. Viele Studierende wollten und haben dieses Service auch von zu Hause aus genützt, wodurch die Arbeitsplätze an der TU Wien entlastet wurden. Auch die Mitarbeiter der TU Wien hatten sich verstärkt Modems beschafft, sodass auch von dieser Seite höhere Anforderungen gestellt wurden.

Im Herbst 1994 wurde von der ITU die neue V.34 Norm, die Datenraten (ohne Kompression) von bis zu 28.800 Bit/s über analoge Modems bietet, beschlossen. Die ersten Produkte waren Ende 1994 verfügbar. Der Wunsch der Benutzer nach dieser neuen Technologie wurde daher immer stärker. Viele Benutzer haben beim Kauf eines Modems sinnvollerweise sofort ein - nicht unbedingt viel teureres - V.34 Modem angeschafft. Auf Grund dieser gestiegenen Anforderungen wurde daher ein Ausbau des Wählleitungszugangs auf ca. 30 Anschlüsse mit V.34 Modems geplant.

Da jedoch absehbar war, dass dieses Service sehr viele Personalressourcen bei der Betreuung (Lokalisierung und Behebung von Problemen, Benutzeranfragen) beanspruchen würde, wurde überlegt, das gesamte Service an einen Service-Provider gemeinsam mit anderen Wiener Universitäten (UNI-Wien, WU-Wien) "outzusourcen". Diese Idee wurde jedoch wegen der relativ hohen Kosten, die bei Gesprächen mit Service-Providern genannt wurden, verworfen.

Zur Erreichung einer entsprechenden Stabilität bei der großen Anzahl von Anschlüssen sollten nicht wie bisher einzelne Modems eingesetzt werden, sondern eine kompakte (Rackmount) Variante (teurere Investitionen, aber billigerer Betreuungsaufwand). Ein weiterer Aspekt bei der Neukonzeption war eine einfachere und kompaktere Verbindung mit der Post und die Zusammenführung der analogen und ISDN-Zugänge. Aus diesen Gründen sollte die neue Lösung über ISDN-Multi-Anschlüsse (30 gleichzeitige Verbindungen über eine Leitung) realisiert werden.

Um die ärgsten Engpässe zu beheben, wurde am Beginn des Jahres eine provisorische Lösung mit einzelnen V.34 Modems installiert. Als weiterer Zwischenschritt wurde der Wählleitungszugang am 14. Juni 1995 um 5 weitere Anschlüsse ausgebaut. Seit 9. Mai waren auf allen Anschlüssen die Protokolle SLIP und PPP konfiguriert. Im Sommer wurde dann eine beschränkte Ausschreibung für ein Rackmount Modem durchgeführt. Dieses System wurde am 23. Oktober 1995 in Betrieb genommen. Ab Anfang Oktober wurden allen Benutzern mit einer gültigen Berechtigung auf einem Fachbereichsrechner (und in der Folge dann auch für weitere zentrale Server wie die Applikationsserver) automatisch eine Berechtigung für die Wählleitungen erteilt.

Um die Anbindung an die Post effizient und flexibel zu realisieren, wurde bei der Post ein ISDN-Multi-Anschluss bestellt und eine kleine ISDN-Nebenstellenanlage beschafft, die die Umsetzung zwischen dem ISDN Multi-Anschluss und den analogen Modemeingängen durchzuführen hatte (im Jahr 1995 waren noch keine einsetzbaren Produkte, die einen direkten Anschluss des ISDN-Multi-Anschlusses an ein Modemsystem bieten, verfügbar). Der ISDN-Multi-Anschluss wurde von der Post erst sehr verspätet installiert, daher konnte die Erweiterung auf insgesamt 30 Wählleitungszugänge erst am 2. Februar 1996 in Betrieb genommen werden. Schon zu diesem Zeitpunkt war auf Grund der Entwicklung abzusehen, dass auch 1996 ein Ausbau des Services erforderlich war.

Da die Realisierung des ISDN-Zugangs über die vorgesehene SUN von Seiten der Validierung und einem einheitlichen Bild des Zugangs große Probleme bereitete, wurde der ISDN-Zugang vorerst über zwei einzelne ISDN-Terminaladapter in Betrieb genommen. Diese wurden im Zuge der Umstellung auf den ISDN-Multi-Anschluss auch über die Nebenstellenanlage geführt. Dadurch konnte eine einheitliche Hauptnummer für den Zugang zum TUNET realisiert werden. Die Services des analogen bzw. des ISDN-Zugangs werden nur durch eine unterschiedliche Durchwahl unterschieden.

Ende 1995 unterstützten alle Anschlüsse den V.34-Standard, mit dem eine maximale Datenrate von bis zu 28.800 Bit/s auf der Wählleitung erzielt werden konnte (bisher maximal 14.400 Bit/s). Die damals aktuelle Konfiguration der Wählleitungen gestaltete sich in drei Serien mit zweimal 5 bzw. einmal 2 Nummern).

Hier ein interessanter Auszug aus einer Benutzerinformation:

"... Es kommt immer wieder vor, dass Modems der Serien 1 (5874692) und 3 (5867578) einfach hängen bleiben und nur durch Aus / Einschalten wieder in einen operablen Zustand gebracht werden können. Daher werden alle Modems dieser Serien ab sofort durch eine Zeitschaltung um ca. 4 Uhr Früh kurz aus / eingeschalten. Damit soll die Verfügbarkeit des Wählleitungsservices weiter verbessert werden."

Erwähnenswert ist die gegen Ende 1995 einsetzende Verbreitung von Windows 95 auf Home-Computern und damit der verstärkte Bedarf an Benutzerinformationen. Diesem wurde durch den beliebten Artikel "Mit PPP und Windows 95 ins TUNET" in der PIPELINE Rechnung getragen [1].


1996
"Internet-Boom", ISDN Multianschluss, Cisco Terminalserver

Neben den selben Faktoren wie 1995 trug 1996 auch der allgemeine "Internet-Boom" zu weiter steigendem Ressourcenbedarf bei.

Nachdem am 2. Februar ein ISDN-Multi-Anschluss mit insgesamt 30 Kanälen in Betrieb genommen wurde (das bedeutete zu dieser Zeit fast ein Verdoppelung der Kapazität), war bereits in relativ kurzer Zeit absehbar, dass der Bedarf weiterhin steigend ist. Es wurde daher ein zweiter ISDN-Multi-Anschluss mit 30 weiteren Kanälen bestellt und von der Post am 19. Juli 1996 installiert.

Auf Grund der existierenden Hardware konnten vorerst nur insgesamt 45 Kanäle in Betrieb genommen werden. Damit wurden kurzfristig Engpässe für die nächste Zeit behoben. Basis für die volle Verfügbarkeit der Leitungskapazität und deren weiterer Ausbau war die Investition in weitere Hardware. Um die Einheitlichkeit und Kontinuität des Benutzer-Interfaces zu erhalten, wurde ein Terminalserver von Cisco (Type AS5200) mit zwei integrierten ISDN-Multi-Anschlüssen und integrierten Analog-Modems nach einem längerem Benutzertestbetrieb beschafft. Damit konnten nun erstmals sowohl Calls von Benutzern mit ISDN-Anschlüssen (ISDN-Karten, ...) als auch analoge Modem Calls in einem Gerät abgewickelt werden - eine sehr kompakte Realisierung des Wählleitungszugangs. Die ISDN-Zugänge waren nun in der Anzahl nur mehr durch die Gesamtanzahl beschränkt (nicht wie bisher mit 2) und gleichzeitig war der ISDN Zugang nun mittels Synchronous PPP realisiert - eine wesentlich schnellere und komfortablere Methode des Verbindungsaufbaus.

Die neue Hardware wurde nach einem erfolgreichen Testbetrieb am 11. Dezember in Betrieb genommen. Seit diesem Zeitpunkt standen dann max. 52 analoge, gesamt max. 60 Kanäle zur Verfügung (mit der vollständigen Lieferung und Inbetriebnahme der neuen Hardware Anfang 1997 alle 60 Kanäle). Durch die neue Realisierung erfolgte auch eine Änderung der Telefonnummer(n) des Wählleitungszugangs.

Das folgende Bild zeigt die typische Verteilung der Anzahl der belegten Wählleitungskanäle an einem Wochentag. Bytes per Second steht für die Anzahl der Kanäle. Die obere Linie gibt die maximale Anzahl der verfügbaren Kanäle an.

Das nächste Bild zeigt die Verteilung der Dauer einer Session (Anzahl, gesamte Dauer in dieser Kategorie). Es ist klar ersichtlich, dass 73% aller Sessions weniger als 10 Minuten dauern. 90% aller Sessions dauern maximal 30 Minuten.


1997
"Online-Tarif", V.34+, K56Flex

Da 1997 der Zugang zum TUNET über Telefonleitungen sowohl aus Gesichtspunkten der Forschung und Lehre als auch als Entlastung der vom EDV-Zentrum betriebenen Benutzerarbeitsplätze hohe Priorität hatte, bestand Handlungsbedarf sowohl beim Ausbau aus Sicht der Performance als auch bei der Anzahl verfügbarer Leitungen. So wurden als erster Schritt am 5. Februar 1997 auf allen Modems erstmals auch die Geschwindigkeiten 31,200 Bit/s und 33,600 Bit/s nach ITU-T Standard V.34 Annex 12 (allgemein bekannt unter V.34+) unterstützt. Aus technischer Sicht wurde am 20. März 1997 eine kleine Verbesserung vorgenommen, denn der Wählleitungszugang wurde von 53 auf 60 gleichzeitig mögliche Verbindungen aufgestockt. Am 7. April 1997 wurde eine tiefergreifende Änderung vorgenommen. Der IP-Adressbereich wurde aus administrativen und technischen Gründen auf das Netz 128.131.35.0 umgestellt, ebenso eine eigene Subdomain eingeführt. Beim ISDN erfolgte eine Änderung der Zugangsprotokolle (Einstellung des Zuganges über ISDN im asynchronous Mode (V.110, X.75, ...); Zugang nur mehr mittels ISDN über Synchronous PPP (manchmal auch als HDLC bezeichnet) und Validierung mit PAP). Am 27. Mai 1997 erfolgte der nächste Schritt, nämlich die Inbetriebnahme eines weiteren ISDN-Multi-Anschlusses (PRI) mit 30 Kanälen. Somit standen ab diesem Zeitpunkt insgesamt 90 gleichzeitige Wählleitungszugänge den Benutzern zur Verfügung.

Ein weiterer Meilenstein war ab 1. November 1997 die Möglichkeit zur Inanspruchnahme des günstigen "Online-Tarifs" für die TU Wien und somit seine Benutzer unter der Telefonnummer 07189 1 5893. Dadurch konnte einerseits für die Benutzer ein kostengünstigerer Zugang (der Online-Tarif brachte in Summe eine Kostenreduktion auf Benutzerseite von ca. 50 %) geboten werden, für das EDV-Zentrum (stellvertretend für die TU Wien) als "Provider der TU Wien" brachte dies jedoch erhebliche Probleme im Hinblick auf nicht vorhandene Ressourcen an gleichzeitig verfügbaren Zugängen (hauptsächlich in der Zeit von 18 Uhr bis 2 Uhr Früh; siehe Abbildung: Aktive Terminal Server-Leitungen) sowie Hardware im betroffenen Access-Bereich (Modems im Terminalserver).

Die dadurch dringend notwendige Bestellung eines weiteren Multi-Anschlusses erfolgte erst zu diesem Zeitpunkt, da die Frage, ob der Online-Tarif überhaupt bzw. dann auch für die Universitäten möglich sein würde, erst kurz vor dessen Einführung / Inbetriebnahme von der PTA entschieden wurde. Außerdem war auf Grund der Auslastungszahlen sowie durchgeführter Modellrechnungen eine Reserve von ca. 30 Kanälen vorhanden.

Neben der zahlenmäßigen Aufstockung wurde auch ein schnellerer Modemzugang gefordert, daher wurden Anfang November 1997 die Modems auf Geschwindigkeiten bis 56 kBit/s aufgerüstet (K56Flex).

Wie aus diesem intensiven Ausbauprogramm ersichtlich, hat die Durchführung von Software Upgrades sowie Tests, Konfigurationsänderungen, Benutzerberatungen, Fehleranalyse und Fehlerbehebung dieses für die TU Wien sehr wichtigen Services viel Arbeitskapazität gebunden. Dieser Aufwand sollte sich, wie sich leider später herausstellte, durch den bereits bestellten weiteren Ausbau (zwei zusätzliche PRI Anschlüsse, ein weiterer Terminalserver) nicht verringern. Vor allem die Koordination mit der PTA war oft ein schwieriges Unterfangen.

In der folgenden Grafik ist die Entwicklung der Verwendung der Wählleitungen in den Jahren 1995-97 dargestellt. Neben den Berechtigungen über die Studenten-Server und die zentralen Server haben ca. 400 Benutzer eine explizite Berechtigung. Etwa 90% der tatsächlichen Sessions stammen von Studierenden im Zuge des Internet-Services. Pro aktivem Modem kann man mit ca. 10 kBit/s ankommenden (download) und ca. 1,4 kBit/s abgehenden (upload) Verkehr rechnen. Zu beachten ist, dass ein Großteil dieses Verkehrs national bzw. international ist und daher die externe Anbindung der TU Wien entsprechend ausgelegt sein muss. 90% aller Verbindungen dauern kürzer als 30 Minuten. Vom Gesichtspunkt der Auslastung der Wählleitungen ist das Benutzerverhalten sehr ungünstig (unter anderem durch die Tarifgestaltung der PTA hervorgerufen). Während tagsüber maximal 30 bis 40 Benutzer gleichzeitig aktiv sind, steigt die Auslastung in der Zeit von 18 bis ca. 1 Uhr auf bis zu 100%. Am Wochenende ist die Auslastung den ganzen Tag über (ab ca. 10 Uhr) sehr hoch, die Spitzen am Abend sind dafür geringer.

Ende 1997 verfügte der Wählleitungszugang somit über 3 Multi-Anschlüsse mit insgesamt 90 gleichzeitigen Wählleitungszugängen. Ein weiterer Anschluss war bestellt.


1998
weitere ISDN-Multi-Anschlüsse, neue Terminalserver, V.90

Um die weitere Entlastung der vom EDV-Zentrum betriebenen Benutzerarbeitsplätze zu garantieren sowie aus Gesichtspunkten der Forschung und Lehre, bestand natürlich beim Ausbau der Wählleitungszugänge Handlungsbedarf. Die stetig steigende Anzahl von Wählleitungsbenutzern bedingt durch die Studentenzahlen mit Heim-PCs erforderte auch 1998 den kontinuierlichen Ausbau an Zugangsleitungen für Benutzer von analogen Modems bzw. ISDN. Natürlich trug dabei auch der kostengünstige Online-Tarif für die Benutzer eine wesentliche Rolle.

Daher wurde am 6. 2. 1998 von der PTA ein weiterer Multi-ISDN-Anschluss (PRI = Primary Rate Interface) in Betrieb genommen. Es standen nun insgesamt 120 gleichzeitige Wählleitungskanäle unter den unveränderten Telefonnummern   01/58932 (Normaltarif)  bzw. 07189 1 5893 (Online-Tarif) zur Verfügung. Zu diesem Zeitpunkt war auf allen Kanälen der Zugang über analoge Modems bis 56kbit/s (56KFlex Variante) bzw. ISDN möglich.

Aus Kapazitätsgründen war jedoch nach kurzem Zeitraum am 10. 3. 1998 ein weiterer Ausbau um 30 Kanäle (ein PRI) auf 150 gleichzeitige Kanäle notwendig. Bereits am 7. 5. 1998 erfolgte die weitere Aufstockung mit einem PRI auf 180 Leitungen.

Aufgrund technischer und organisatorischer Gesichtspunkte wurde im Rahmen eines Netzwartungstages am Montag, dem 8. Juni 1998 eine Änderung des IP-Adressbereichs für den Wählleitungszugang vorgenommen (Übersiedlung in das Class-C-Netz 192.35.243.0). Mit Beginn des Wintersemesters wurde nach vielen Tests auch der neue ITU-T Modemstandard V.90 zuerst auf einigen Leitungen in Betrieb genommen und später auf fast alle Modems ausgedehnt. Dieser neue Standard für analoge Modems erlaubt Benutzern unter bestimmten Voraussetzungen Geschwindigkeiten bis zu 56Kbit/s, die jedoch aufgrund der praktisch nie gegebenen idealen Umgebung äußerst selten erreicht werden. Der stabile Zugang mittels ISDN über Synchronous PPP und Validierung mit PAP wurde 1998 von mehr Benutzern verwendet. Dies deutet auf steigende Akzeptanz von ISDN im Heimbereich hin.

Am 3. Dezember 1998 schließlich wurde erneut um einen PRI aufgestockt, somit verfügte die TU Wien über insgesamt 210 gleichzeitige Leitungen.

Mit Stand Dezember 1998 verwendeten 4692 verschiedene Benutzer die Wählleitungen. 91,5% aller Connects stammten von Studierenden im Rahmen des Internet-Service für Studierende. Typisch wurden 250.000 bis 270.000 Connects mit insgesamt ca. 53,000 Stunden pro Monat registriert. Im Dezember wurden 255 GByte zu den Benutzern übertragen und 28 Gbyte empfangen. Der 24-Stunden-Schnitt der belegten Leitungen lag bei 73 (von 210). Fast ausschließlich wurde das PPP Protokoll verwendet. Die Benutzer wendeten pro Monat ca. 1 Mio. Schilling für die Telefonkosten auf (Annahme Wien-Umgebung mit Online-Tarif). 74% aller Verbindungen dauerten kürzer als 10 Minuten, 95% weniger als eine Stunde.

Der Online-Tarif brachte zwar auf Benutzerseite durch Kostenreduktion Vorteile, für das EDV-Zentrum brachte dies jedoch erhebliche Probleme im Hinblick auf nicht vorhandene Ressourcen bei gleichzeitig verfügbaren Zugängen (Auslastung des teuren Equipments nur mehr in immer kürzeren Zeiten mit steilen Flanken und tagsüber nur sehr wenig ausgelastete Leitungen). Dieser Entwicklung musste im Herbst durch die Anschaffung eines weiteren Terminalservers mit der Anschlussmöglichkeit von 4 PRIs Rechnung getragen werden.

Unzählige Software-Modemfirmware-Upgrades sowie Tests, Konfigurationsänderungen, Benutzerberatungen, Fehleranalysen und Fehlerbehebungen - besonders im Zusammenhang mit V.90 - forderten einen nennenswerten Teil der Arbeitskapazität in der Abteilung Kommunikation.


1999
Übersiedlung der Wählleitungszugänge, OLTE

Im Zuge des Telekommikationsprojektes wurde 1999 eine Änderung in der Wählleitungs-Infrastruktur vorgenommen. Das gesamte Dialin-Equipment übersiedelte aus dem traditionellen Maschinenraum des Zentralen Informatikdienstes (Freihaus 2. Stock) in den zentralen Telekommunikationsraum in den 1. Stock im Freihaus. Dort war bereits bei Inbetriebnahme der neuen Telefonanlage die notwendige Netzinfrastruktur geschaffen worden. Dabei war auch die Telekom Austria gefordert, die einzelnen PRI-Anschlüsse (je Anschluss ein 2 MBit/s Modem über eine Kupferverbindung direkt zum nächsten Ortsamt) ohne größere Unterbrechungen während des Betriebes an der TU Wien umzuschalten. Dies konnte im Rahmen eines Netzwartungstages im Mai im Wesentlichen ohne Benutzerstörung durchgeführt werden. alle ISDN-Multi-Anschlüsse (bis auf einen aus Gründen der Ausfallssicherheit) sind nun über Glasfaser über eine sogenannte OLTE (Optical Line Terminator Equipment) geschalten. Dieses System basiert auf einer Glasfaseranbindung zur Telekom Austria, die an der TU Wien im Freihaus endet, und dort auf einzelne 2 MBit/s Modem-Kupfereinschübe umgesetzt wird. Diese wiederum sind dann direkt mit den entsprechenden Interfaces der Terminalserver verbunden. Damit sollte die Stabilität des gesamten Wählleitungsservices erhöht worden sein.

Weiters ist dieses System leicht auszubauen, was auch bereits 1999 wieder geschehen musste. So wurden zwei weitere ISDN-Multi-Anschlüsse in Betrieb genommen, damit verfügt die TU Wien derzeit über 270 gleichzeitige Kanäle für den Zugang zum TUNET mittels analogen Modems und ISDN. Auf allen Kanälen sind die Zugangsmodalitäten gleich und entsprechen dem Stand der Technik von heute. Die folgende Grafik zeigt den kontinuierlichen Ausbau der Anzahl an Wählleitungen. Damit sollte zumindest bis Ende des Sommersemester 1999 der Bedarf an Leitungskapazität gedeckt sein.

Bedingt durch die Erweiterung musste ein weiteres Class C Netz für dieses Service in Betrieb genommen werden. Der Wählleitungszugang umfasst nun die beiden Class C Netze 192.35.240.0 und 192.35.243.0 (jeweils Maske 255.255.255.0).

Die 270 gleichzeitigen Zugänge sind durch eine Serie von neun Multi-ISDN-Anschlüssen, sogenannten PRIs (Primary Rate Interfaces), realisiert, die auf drei Terminalserver vom Typ Cisco AS5x00 aufgeteilt sind. alle drei Terminalserver (tsma.dialin.tuwien.ac.at, tsmc.dialin. tuwien.ac.at und tsme.dialin.tuwien.ac.at) unterstützen beim analogen Modemzugang Modulationen bis zu V.90 (56000 Bit/s) bzw. über ISDN (synchronous PPP) 64000 Bit/s.

Die Tarifstruktur der Telekom Austria, insbesondere der günstige Online-Tarif führt tagsüber zu einer geringen Auslastung des Wählleitungsservice, ab 18 Uhr jedoch zu einer raschen Zunahme der Anzahl an Logins (siehe steile Flanken in den folgenden Grafiken). Hier ist auf eine Tarifstruktur-Reform der Telekom Austria zu hoffen, um die Dialin-Ausrüstung effizienter auszulasten. Nichts desto trotz gehört es jedoch auch zu den Aufgaben eines Service Providers, und als solches ist der ZID in diesem Fall zu sehen, in Zeiten mit Spitzenbelastungen weiterhin ein funktionierendes Service zu bieten.

Die Bandbreiten-Ressourcen, die derzeit durch das Wählleitungsservice belegt werden, liegen in etwa bei 2,6 MBit/s (siehe Grafik unten).

Beobachtet man die Entwicklung der maximalen Kapazität des Wählleitungsservice von 1989 bis 1999

1989:        5 x 300 Bit/s =           1500 Bit/s
1999:       270 x 56000 Bit/s = 15 120 000 Bit/s

ergeben sich folgende Steigerungsfaktoren:

 

10 Jahre

pro Jahr

Anzahl Anschlüsse

54

1,5

max. Einzeldatenrate

187

1,7

Gesamtkapazität

10080

2,5

Der zentrale Informatikdienst ist weiterhin bemüht, das Wählleitungsservice den Anforderungen entsprechend auszubauen und damit einen sinnvollen und für die Benutzer befriedigenden Betrieb zu ermöglichen. Dabei gibt es im Zusammenhang mit der analogen Modemtechnologie und der Vielzahl an Fehlerquellen im Bereich der Heimtelefonanschlüsse fast täglich kniffelige Problemsituationen zu lösen. Aber auch hier besteht die Zuversicht, diese in der Zukunft meistern zu können.

Literatur

[1]    J. Kainrath. Mit PPP und Windows 95 ins TUNET. PIPELINE 17, 1995, pp. 13-17

[2]    J. Kainrath. Mit PPP und Windows NT 4.0 ins TUNET. PIPELINE 24, 1998, pp. 7-15


Zum Inhaltsverzeichnis, ZIDline 1, Juni 1999