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10 Jahre Studentensoftware Service
Bernhard Simon
Vor ein paar Wochen feierte das Studentensoftware Service sein 10-jähriges Jubiläum, ein Anlass, um auf eine ereignisreiche Zeit zurückzublicken und über aktuelle Entwicklungen in diesem Servicebereich zu berichten.

Das Service wurde am 14. Oktober 1999 in Zusammenarbeit mit der HTU gestartet, mit dem Ziel, allen Studierenden der TU Wien ausgewählte lizenzpflichtige Standardsoftware (aus den Bereichen PC Systemsoftware, Office Automation, Mathematik, Graphik und Visualisierung, Programmierung und Utilities) zu einem attraktiven Preis anzubieten und damit den legalen Einsatz häufig benötigter Software zu ermöglichen, sowie den sensiblen Umgang mit kommerzieller Software (der an den Instituten durch das umfangreiche Angebot an Campussoftware schon längst üblich war) zu fördern.

Der Start erfolgte zunächst mit nur einem Produkt (Maple 5.1), das auf selbstgebrannten und handbeschrifteten CDs (Abb. 1) um ATS 75.- im Lehrmittelzentrum (LMZ) bezogen werden konnte.

Durch die große Nachfrage stellte sich schon bald heraus, dass eine Medienproduktion vor Ort nicht machbar ist, sondern von einer externen Firma besser und zuverlässiger erledigt werden kann – zunächst in Kleinserien (gebrannte CDs, Beschriftung mit Tintenstrahldrucker) später in Serien ab 500 Stück (gepresste CDs/DVDs, Beschriftung im Siebdruckverfahren).

Um den Produktions- und Verkaufsaufwand zu verdeutlichen: An einem (Spitzen-)Verkaufstag zu Semesterbeginn (am 5. 10. 2009) wurden im LMZ ca.120 CDs und 410 DVDs bezogen, also (zwischen 9:00 und 18:30 Uhr) durchschnittlich etwa 1 Medium pro Minute.

Noch im Dezember 1999 folgte mit Mathematica 4.0.1 ein weiteres Produkt, das damals noch gefragter als Maple war und das Service über die TU Wien hinaus bekannt machte. Im Laufe der Zeit wurde das Angebot ständig erweitert (Abb. 2) – es umfasst zurzeit 40 Produkte, 2 davon in zwei Versionen. Insgesamt wurden in den zehn vergangenen Jahren 88 verschiedene Produktversionen mit unterschiedlichem Aufwand produziert und verteilt, davon sind 46 aus Aktualitätsgründen nicht mehr im Angebot. Bei Maple gab es heuer schon die 9. Auflage (Abb. 1), d. h. es konnte fast jedes Jahr eine neue Produktversion angeboten werden.

Aus den Erfahrungen vergangener Jahre (Abb. 3) kann davon ausgegangen werden, dass jährlich etwa 15.000 bis 20.000 Lizenzen auszugeben sind.

Weiters war die Kenntnis typischer Verkaufsverläufe (für neue Produkte bzw. neue Produktversionen) hilfreich für die Abschätzung der Auflage von Medien (Erst- und Nachproduktion). Allerdings gab es vereinzelt auch deutliche Abweichungen von den bekannten Durchschnittswerten mit den auffälligen Verkaufsspitzen jeweils zu Semesterbeginn (Abb. 4) – zumeist bedingt durch den Verkaufsstart neuer und gefragter Produkte – wie das erste Quartal des bisherigen Rekordjahres 2007 (Office 2007 und Windows Vista) oder die knapp 5.300 Lizenzen im Oktober 2009 (Windows 7, mehr Studierende), aber auch nicht erwartete Verkaufszahlen bei einzelnen Produkten (sowohl im positiven als auch im negativen Sinn).

Fast auf den Tag genau zum 10. Jahrestag wurde die hundertfünfzigtausendste Lizenz vergeben, Abbildung 5 zeigt die Lizenzentwicklung bis dahin.

Neben dem Ausbau des Produktangebots wurde (und wird laufend) daran gearbeitet, das Service attraktiv, übersichtlich und benutzerfreundlich zu gestalten, die Administration einfach und effizient zu halten sowie einen möglichst fehlerfreien und zuverlässigen Betrieb zu gewährleisten. In diesen Bereichen gab es zahlreiche kleinere Anpassungen und Verbesserungen (etwa den Aufdruck von Barcodes auf den Medien).

Drei richtungsweisende und aufeinander aufbauende Änderungen in der Infrastruktur waren jedoch die Grundlage dafür, dass sich das Service zu dem entwickelt hat, was es heute ist:

  • Lizenzerfassungssystem
  • Download Server
  • Online Bezug

Etwa 5 Jahre lang mussten alle Lizenznehmer im LMZ vor der Bezahlung für jedes gewünschte Produkt ein Formular (Lizenzbedingungen) mit Matrikelnummer, Name, Adresse und Datum ausfüllen und unterschreiben. Die lizenzrelevanten Daten (Datum, Matrikelnummer, Produkt) wurden dann wöchentlich durch manuelle Eingabe in eine Web-Maske (zeitversetzt) elektronisch erfasst. Diese fehleranfällige Erfassungsmethode wurde im Juli 2004 durch das Lizenzerfassungssystem (das sind in den Filialen des LMZ aufgestellte, speziell für diese Aufgabe konfigurierte Rechner) ersetzt. Nun war es möglich, alle Lizenzen elektronisch (Barcode auf Studierendenausweis und Medium) in Echtzeit zu erfassen und schon vor Ort Bezugsberechtigung und Verkaufslimits zu prüfen. Dieses System bildete die Grundlage für weitere Entwicklungen wie z. B. Lizenzverwaltung und -abfrage, Verteilung von Lizenzcodes, Überprüfung von Nutzungs- und Zugangsberechtigungen für servergestützte Dienste.

Im Mai 2008 ging der Download Server für das Studentensoftware Service in Betrieb. Das Angebot beschränkte sich zunächst auf (zumeist) nicht frei verfügbare Patches und Updates, wobei der Zugang zu den einzelnen Produktbereichen nur Nutzungsberechtigten (mit entsprechender Lizenz) möglich ist. Abgesehen von der Bezahlmöglichkeit, die erst 2009 eingerichtet wurde, waren hiermit bereits alle Voraussetzungen für den Online Bezug gegeben.

Ende 2008 wurde entschieden – als Erweiterung des bisherigen Angebots – für ausgewählte Produkte zwei Bezugsmöglichkeiten anzubieten:

  • im LMZ: Bezahlung vor Ort, Software ausschließlich auf CD/DVD
  • Online: Bezahlung mit eps/Kreditkarte, Software ausschließlich als Download

Nach einer erfolgreichen Testphase im Sommer ging das Online Service Anfang Oktober 2009 zunächst mit den 6 Produkten aus Abbildung 6 offiziell in Betrieb und wurde im November um 5 Produkte (Windows 7 und Vista, jeweils in 32-/64-Bit, sowie Symantec AntiVirus) erweitert. Der erwartete Anteil von etwa 5%-10% am Umsatz des jeweiligen Produkts wurde gleich zu Beginn mit 17% (MATLAB) bis 31% (Avira AntiVir, Mathematica) übertroffen, wie Abb. 6 zeigt. Bei SPSS waren die DVDs im LMZ ab 9. 10. 2009 vergriffen, was die Ursache für den ungewöhnlichen Online-Anteil war, denn bis dahin war dieser Anteil mit dem von MATLAB vergleichbar.

Der Online Bezug ist denkbar einfach und läuft so ab:

  1. Auf der Homepage www.zid.tuwien.ac.at/studentensoftware/ sind alle online beziehbaren Produkte speziell gekennzeichnet, über den Link „Online Bezug“ (oder über „Jetzt erwerben“ auf der jeweiligen Produktseite) wird nach Validierung mit Matrikelnummer und TU-Passwort eine Produktliste angezeigt.
  2. In dieser Liste gewünschte Produkte auswählen, die Lizenzbedingungen akzeptieren und die Eingaben bestätigen. Die Auswahl wird nochmals angezeigt und der zu bezahlende Betrag ausgewiesen. Mit „Jetzt bezahlen !“ wird der Bezahlvorgang über den Payment Service Provider gestartet.
  3. Der Payment Service Provider zeigt die Auftragsdaten (Betrag, Datum, Zahlungszweck) an und bietet als Zahlungsmittel „Kreditkarte“ oder „eps Online-Überweisung“ zur Auswahl an. Der Bezahlvorgang läuft dann in gewohnter Form ab.
  4. Nach erfolgreicher Bezahlung werden alle Lizenzen (die soeben erworbenen ganz oben) angezeigt, in der Spalte „Online Dienste“ wird über den Link  „Download“ eine Verbindung zum jeweiligen Produktverzeichnis des Download Servers hergestellt und über den Link „Lizenz abholen“ (gegebenenfalls) ein benötigter Lizenzcode bereitgestellt.

Es ist erfreulich, dass das Studentensoftware Service von den Studierenden so gut angenommen wurde und immer noch in großem Ausmaß genutzt wird. Bis auf ganz wenige Ausnahmen traten in den vergangenen 10 Jahren auch kaum Probleme auf. Hoffentlich beteiligen sich die Hersteller weiterhin an diesem einzigartigen Modell der TU Wien und garantieren damit den Weiterbestand der in dieser Form so erfolgreichen Dienstleistung.