Die Abt. Standardsoftware des Zentralen Informatikdienstes der Technischen Universität Wien fühlt sich verpflichtet, diesem Grundsatz in besonderer Weise stets Rechnung zu tragen. Im Konkreten bedeutet es, sowohl den Umfang der angebotenen Abteilungsdienstleistungen als auch ihre Qualität ständiger Evaluation zu unterziehen und gegebenenfalls an die neuen Anwenderbedürfnisse anzupassen.
Die Grundkonzeption sowie der Betrieb des Goodie Domain Service der Abt. Standardsoftware erfreute sich bei Anwendern lange Jahre einer hohen Akzeptanz. Zu Jahresbeginn 2009 hatte sich das GDS-Team entschlossen, das GD-Service zu revitalisieren und auf ein neues, zeitgemäßes Niveau zu heben.
Der Forderungskatalog der avisierten Neukonzeption umfasste folgende Teilbereiche:
- Neufassung des Software-Portfolios,
- Neukonzeption des Frontends, der Anwenderschnittstelle
- Neukonzeption des Backends, der Hardware-Infrastruktur
Bei der Neukonzeption des GDS wurde ferner von drei Fixpunkten ausgegangen:
- die Beibehaltung bisheriger, etablierter Pfade,
- die Beibehaltung der Bezugsprotokolle ftp, http,rsync sowie
- die Beibehaltung gleicher Pfade für alle drei Bezugsprotokolle.
GDS-Portfolio
Bei der Gestaltung des Software-Portfolios wurden folgende Rahmenvorstellungen zugrunde gelegt:
- Das GDS-Angebot soll lediglich Freeware umfassen.
- Das GDS-Angebot soll lediglich die Plattformen Windows, Linux und Unix umfassen (Freeware für die Mac-Plattform siehe Macintosh-Unterstützung der Abt. Standardsoftware).
- Das GDS-Angebot soll aus Einzelkomponenten oder komplexeren Gesamtsystemen bestehen.
- Bei der Angebotsgestaltung wird vom grundlegenden Leitgedanken „weniger bedeutet mehr“ ausgegangen. Die Software-Qualität steht im Vordergrund. Besonderes Augenmerk bei der Auswahl neuer Software-Komponenten ins Angebotsprogramm wird auf die Prüfung der Eignung, Nützlichkeit und Einsatzbreite, der Zuverlässigkeit sowie der laufenden Wartbarkeit der angebotenen Software-Komponenten gelegt.
- Die günstige Situation im Hardware-Bereich wird nun eine komfortable Ausweitung der Linux-Sektion gestatten. Demnach soll vor allem das Angebot auf vollständige, d. h. auch ältere Versionen von Linux- Distributionen ausgeweitet werden. Die Windows-Plattform soll in einem viel stärkeren Ausmaß berücksichtigt und schrittweise weiter ausgebaut werden als es in diesem Segment in der Vergangenheit der Fall war. Es ist geplant, veraltete Software-Bestände aus dem GDS-Gesamtbestand im Laufe kommender Monate schrittweise zu eliminieren.
- Das GDS-Angebot soll stark im Study-Bereich erweitert werden, in dem der interessierte Anwender Lernmaterial, Dokumentation, Referenzmaterial, RSS-Feeds sowie IT News Headlines als Abrundung zum Software-Angebot finden kann.
- Die Aktualität des bereitgestellten GDS-Angebotes, die mit einem beträchtlichen Aufwand verknüpft ist, soll die höchste Priorität genießen. Bei einer etwaigen Angebotserweiterung soll daher der Gesichtspunkt der Wartbarkeit des gesamten GDS-Bestandes stets beachtet werden. Demnach werden Erweiterungen mit gebotener Vorsicht vorgenommen werden.
GDS-Frontend
Dem Gedanken der Realisierung der neu zu konzipierenden Anwenderschnittstelle lagen drei wesentliche Konzeptionsforderungen zu Grunde:
- die Realisierung multipler Navigationsparadigmen,
- Bereitstellung einer leistungsfähigen Suchfunktion sowie
- Anpassbarkeit der Schnittstelle an die fließenden Anwenderbedürfnisse.
Der avisierte Umfang der Realisierung, die erforderliche Skalierbarkeit sowie die dabei relevante Einhaltung der Darstellungskonsistenz schlossen wegen der Komplexität eine „selbstgestrickte“ Lösungsvariante aus. Bei den Realisierungsüberlegungen fiel die Entscheidung zugunsten des Content Management Systems (CMS) Joomla aus. Bei diesem System konnte der Autor bereits auf sehr gute Erfahrungen zurück blicken.
Das grobe Konzeptgerüst des Frontends entstand durch Prototyping unter gleichzeitiger Rücksichtnahme sowohl auf die grundlegenden Eigenschaften der künftigen Anwenderschnittstelle als auch auf die Realisierungsmöglichkeiten und Fähigkeiten des Joomla-Systems. Im Laufe der ersten Jahreshälfte wurden durch überschaubare Pilot-Implementationen einige Konzeptansätze hinsichtlich ihrer Eignung evaluiert. Als eine überaus wichtige Forderung an das künftige System stand dabei die Erweiterbarkeit und Skalierbarkeit der Schnittstelle im Vordergrund. Es wurden Teilkonzepte mit Hilfe ausgesuchter Module ansatzweise implementiert und ihre Eignung, Stabilität und Zuverlässigkeit ständig geprüft.
Durch fortschreitende Verfeinerung und Kategorisierung der Goodies entstanden nach einschlägigen Kompromissüberlegungen die grundlegenden Kategorien „Desktop“, „Distributionen“, „Internet“ und „System“. Diese Kategorien stellen hinsichtlich der Granulation der angebotenen Goodies sowie der Navigation bei ihrer Lokalisierung ein Kompromiss dar. Die Anwenderschnittstelle ist aber derart konzipiert, dass neue Kategorien bedarfsweise festgelegt werden können, ohne das grundlegende Gesamtkonzept substantiell ändern zu müssen.
Navigationsparadigmen
Es ist eine bekannte Tatsache, dass Menschen keine einheitlichen Orientierungs- und Suchkonzepte anwenden. Dies mag verschiedene Gründe haben. In der gegenständlichen Implementation der Anwenderschnittstelle wurde diesem Umstand durch die Implementation unterschiedlicher Möglichkeiten der Navigation sowie der Suche Rechnung getragen.
- Die populärsten Goodies werden durch Icons im Top-Bereich der Anlaufseite angezeigt. Dadurch kann ein ziemlich hoher Prozentsatz der Anwender die gängigen Goodies praktisch ohne Navigationshilfen lokalisieren.
- Goodies können ferner in den Sektionen Windows, Unix/Linux bzw. Windows/Unix/Linux in den entsprechenden Kategorien gesucht werden.
- Ein Inhaltsverzeichnis, in dem nach Kategorien sowie nach Anfangsbuchstaben gesucht werden kann, bietet eine Gesamtübersicht an.
- Der untere Teil der Anlaufseite bietet eine chronologische Übersicht von neuen, aktualisierten und beliebten Goodies (im Zeithorizont einiger Monate) an.
- Es werden Neuzugänge in den einzelnen Subkategorien aufgelistet.
- Die Anwenderschnittstelle ist mit einer leistungsfähigen „live search“ ausgestattet. Mit fortschreitendem Eintippen des gesuchten Begriffes liefert diese Suchfunktion sofort Teilergebnisse. Dabei kann die Suchfunktion auf zweifache Weise eingesetzt werden. Einerseits kann das Goodie direkt gesucht werden (etwa VLC, der bekannte multimediale Player). Andererseits lässt sich der VLC-Player auch mit dem Deskriptor „mpeg“ oder „mp3“ finden. Dabei macht man sich die Information zunutze, dass dieser Player eines dieser Multimedia-Formate „versteht“. In diesem Fall liefert die Suchfunktion alle jene Objekte, die diesen Begriff in der Beschreibung enthalten, u. a. auch den gesuchten VLC-Player.
GDS-Backend
Aktuell sind als Server-Infrastruktur zwei verschiedene Systeme im Einsatz. Das ältere System bestehend aus zwei Sun Enterprise 450 Servern mit Solaris betrieben in Verbindung mit einem SAN von Hitachi über Fibre Channel soll Anfang 2010 ersetzt werden. Das neuere System besteht aus einem Webserver und einem Storageserver, beide sind x86-64 Dualprozessor-Maschinen, mit Linux betrieben. Der Storageserver verwendet kein externes SAN mehr, sondern bis zu 48 lokale SATA Festplatten mit einem RAID-Controller, im Modus RAID6 betrieben. RAID6 bietet den Vorteil, dass ohne Datenverlust zu erleiden bis zu zwei Festplatten ausfallen dürfen. Die SATA Festplatten sind etwa um den Faktor 10 billiger als Fibre Channel Festplatten. Ein weiterer Vorteil ist die Entkoppelung der Aufgaben des Webservers von den Updates des Softwarebestandes, die direkt am Storageserver abgewickelt werden können.
Die Server-Hardware, die das betagte Sun E450 System ersetzen soll, ist von gleicher Struktur wie das neuere System. Durch diese Homogenisierung der Infrastruktur wird die Administration des Server vereinfacht. Die wesentlichen Vorteile dieses neuen Gespanns von Servern sind:
- Mehr Speicherkapazität am Storage, dadurch wird ein weiterer Ausbau des Angebotes an Software möglich.
- Leistungsfähigere Server können mehr Netzwerkbandbreite bedienen.
- Erweiterung der Speicherkapazität am Storage wird erheblich billiger.
- Entkoppelung der Services (http/ftp/rsync) von den Updates, die dadurch rascher durchgeführt werden können.
- Höhere Ausfallsicherheit durch jeweils ein standby laufendes System.
- Die Server-Infrastruktur als Basis des Goodie Domain Services wird damit in der Lage sein, ein noch breiteres Angebot an Open Source Software zur Verfügung zu stellen, das noch rascher aktualisiert wird. Außerdem wird die Möglichkeit geschaffen, dass das Service breitbandiger angebunden werden kann.
Angehörige der TU Wien verfügen über einen uneingeschränkten Highspeed-Zugang zu GDS. Über eine weitere Verbesserung der Konnektivität für alle österreichischen ACOnet-Teilnehmer wird gegenwärtig diskutiert. Das GDS-Team ist darüber hinaus bemüht, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, damit auch GDS-Anwender außerhalb des Ausbildungsbereichs sich über kurze Download-Zeiten freuen können.
Das neue GDS ist unter www.gdsw.at erreichbar. Im Frühjahr 2010 wird das neue Frontend zusätzlich unter dem bisher allgemein bekannten Domänen-Namen gd.tuwien.ac.at zu erreichen sein.
Das GDS-Frontend sowie das GDS-Portfolio werden von Antonin Sprinzl, das GDS-Backend sowie die Hardware-Infrastruktur von Rudolf Ladner betreut.