ZIDline
TUphone - die Zukunft der Telefonie an der TU Wien
Johannes Demel
Die bestehende Nebenstellenanlage der TU Wien wird aufgrund ihres Alters durch eine Voice over IP 1 - basierende Telekommunikationslösung ersetzt (2009/2010). Zugleich wird es zu einer Vereinfachung der Gesprächsverrechnung kommen. Noch 2008 werden die DECT-Geräte durch GSM-Mobiltelefone ersetzt.

Gestern

Bevor wir uns der Zukunft der Telefonie an der TU Wien zuwenden, soll ein kurzer Rückblick über die Entwicklung der Telefonie an der TU Wien und im Allgemeinen erfolgen.

  • Im Jänner 1981 wurde als Hauptanlage der TU Wien eine Kapsch PKE in Betrieb genommen, die in den Jahren 1987 und 1990-1992 um insgesamt 14 kleinere Anlagen ergänzt wurde.
  • Im Jahr 1995 beauftragte  die TU Wien ein Vorprojekt für eine neue Telefonanlage. Der Bericht wurde Ende 1995 vorgelegt und empfahl der TU Wien die Installation einer einheitlichen Telefonanlage. Die geschätzten Investitions- kosten betrugen damals 58 Mio. Schilling exkl. MwSt.
  • Am 24. 6. 1996 beschloss der Akademische Senat die Erstellung eines Konzepts für eine neue Telekommunikationsanlage. Nach Freigabe durch das BMWF konnte am 4. Juni 1997 die Planung einer neuen Telefonanlage für die TU Wien beauftragt werden. Die Veröffentlichung der EU-weiten Ausschreibung erfolgte nach  Freigabe durch das BMWF Ende Dezember 1997.
  • Anfang 1998 begann die Diskussion, wer denn die neue Telefonanlage überhaupt betreiben soll. Bis dahin war dies die damalige Bundesbaudirektion. Ende Februar 1998 wurde das damalige EDV-Zentrum (heute  ZID), konkret die Abteilung Kommunikation, mit dem Betrieb der neuen Telefonanlage beauftragt. Damit wanderte dann auch die Vermittlung zum EDV-Zentrum.
  • Nach der Anbotseröffnung am 11. 3. 1998, der Bewertung und einem Probebetrieb erfolgte am 8. 7. 1998 die Beauftragung der Post und Telekom Austria AG als Generalunternehmer mit der Errichtung der Telefonanlage des Herstellers Ericsson, Type MD110, inklusive einem DECT-System.
  • Die Hauptumstellung erfolgte am Wochenende des 5. 9. 1998. Dabei wurde auch die Umstellung des Nummernplans von einem 4-stelligen gebäudeorientierten auf ein 5-stelliges organisationsorientiertes Nummernkonzept vorgenommen. Nach Fertigstellung der Gebäude Favoritenstraße (1999) und Perlmooserhaus wurden die restlichen Teilanlagen in Betrieb genommen.
  • Die formale Endabnahme des gesamten Projekts erfolgte am 31. 7. 2001. Die Endkosten betrugen ca. 51 Mio. Schilling (ohne Nebenkosten für die Adaptierung der Infrastruktur, für die Verkabelung neuer Anschlüsse, sowie diverse Herstellungskosten von Amtsleitungen und sonstige TU-interne Nebenkosten).

Technologisch war die Anlage aus dem Jahr 1981 eine vorwiegend mechanische analoge Nebenstellenanlage. (Es gibt Meinungen, dass diese Anlage zum Zeitpunkt der Installation eigentlich schon veraltet war.) Die Anlage aus dem Jahr 1998 ist eine vollelektronische digitale Anlage, basierend auf ISDN-Technologie.

Ein anderer wichtiger Aspekt ist die Entwicklung der Gesprächskosten zum öffentlichen Telefonnetz. So betrugen alle verrechneten Telefonentgelte für das Jahr 1999 (Dienst-, Drittmittel- und Privatgespräche) umgerechnet knapp 400.000 Euro. Im Jahr 2007 ist dieser Betrag auf ca. 135.000 Euro gesunken, also etwa auf 1/3. Die Anzahl der Gespräche ist im gleichen Zeitraum von ca. 1,6 Mio. auf 840.000 gesunken, also eine Halbierung. Im Jahr 1997 wurde auf Basis der damaligen Gesprächskosten ein ziemlich aufwändiges Verrechnungssystem konzipiert und dann auch realisiert. Ca. 25% der damaligen Investitionskosten sind dem Chipkartensystem zuzuordnen. Eine Berechnung im Jahr 2002 hat ergeben, dass die auf 10 Jahre umgelegten Investitionskosten und die Wartungs- und Personalkosten in Summe etwa gleich hoch waren wie die gesamten Gesprächskosten (die seit damals aber weiter deutlich gesunken sind).

Heute

Die derzeitige Nebenstellenanlage des Fabrikats Ericsson MD110 besteht aus 24 LIMs (Teilanlagen) an 17 Standorten, die mittels eines redundanten Group-Switches zu einer Gesamtanlage mit einheitlichem Rufnummernplan zusammengefasst sind. Insgesamt existieren ca. 5.100 Festapparate (digitale und analoge wie Fax) und ca. 600 mobile Endgeräte zur DECT-Infrastruktur mit ca. 380 Sendern. Die Anlage ist mit 21 Multianschlüssen (630 Kanäle) mit dem öffentlichen Netz verbunden. Die einzelnen Teilanlagen sind über unterschiedliche Technologien (Kupferverbindung, Glasverbindung, IP-Muxe, ATM) verbunden.

An einigen Standorten (Engerthstraße, Arsenal, VetMed, Wiedner Hauptstraße 76) gibt es lokale Lösungen oder GSM-Diensthandys.

Daneben sind ca. 220 Diensthandys im Rahmen des A1 Networks der TU Wien im Einsatz.

Die TU Wien nimmt an dem Pilotprojekt AT43 (www.at43.at) mit VoIP SIP-Technologie teil, das Studierenden und Mitarbeitern eine kostenlose persönliche SIP-Rufnummer inkl. Voicebox bietet. Weiters wird ein Asterisk-Server betrieben, der aus dem AT43-Netz und von anderen SIP/ENUM-fähigen Telefonapparaten bzw. Softphones den (kostenlosen) Zugang zur Nebenstellenanlage der TU Wien bietet. Über diesen Asterisk-Server ist auch das experimentelle Fax/Mail-Gateway realisiert.

Handlungsbedarf

Die existierende Nebenstellenanlage wurde für 10 Jahre konzipiert. Das bedeutet natürlich zum Glück nicht, dass sie jetzt nicht mehr funktioniert – es gibt auch für die Anlage selber, nicht aber für die Endgeräte, einen entsprechenden Wartungsvertrag. Wir brauchen sie noch mindestens zwei Jahre! Aber genau im Endgerätebereich, insbesondere bei der Chipkartenlösung, die neben der TU Wien nur an der Universität Wien (in einer einfacheren Form) existiert, gibt es bereits Probleme, entsprechende Ersatzteile zu bekommen. Auch die Stabilität des Chipkartenprogrammiergerätes (auf das die dazugehörige Software zugeschnitten wurde) bereitet immer wieder Probleme mit oft monatelanger Nichtverfügbarkeit. Auch wurde auf der Telefonanlage nie ein Software-Upgrade – mit Ausnahme von Patches – installiert. Aktuelle Versionen der MD110 Software würden z. B. bereits VoIP bei Endgeräten und zur Verbindung von Teilanlagen unterstützen. Eine Aufrüstung scheiterte aber an den hohen Kosten (einige 100.000 Euro), die an den diversen Sonderpatches für die TU Wien (wie das Chipkartensystem) liegen. Dadurch ist es insgesamt praktisch nicht möglich, die existierende Anlage z. B. bei Anmietung oder Errichtung neuer Standorte (Lehartrakt, Science Center) durch die TU Wien zu erweitern.

Das DECT-System war schon immer mit Mängeln behaftet (deswegen auch eine Preisreduktion bei der Abnahme). Es kommt noch dazu, dass inzwischen mehrere Generationen von DECT-Mobiltelefonen im Einsatz sind, die gerade bei den diversen Mängeln unterschiedliche Phänomene aufweisen. Für die DECT-Geräte der Erstinstallation gibt es keine Ersatzakkus mehr. Wenn der Akku also defekt ist – nach ca. 8 Jahren nicht ungewöhnlich – muss das gesamte Gerät getauscht werden. Im Handy-Zeitalter ist es auch eher unhandlich, neben einem GSM-Handy (bei der Handy-Durchdringung in Österreich hat praktisch jeder bereits eines) zusätzlich noch ein DECT-Gerät herumzutragen.

Zu guter Letzt hat die Firma Ericsson mit Wirksamkeit vom 1. 5. 2008 das komplette Nebenstellengeschäft (inklusive Personal) um ca. 70 Mio. Euro (bei einem Revenue in 2007 von ca. 300 Mio. Euro) an die kanadische Firma Aastra verkauft. Wir werden in den nächsten Monaten sehen, was das wirklich bedeutet!

Aus diesen Gründen wurde im Frühjahr 2007 die Firma DTN Datenkommunikation, Telekommunikation und Netzwerktechnologie Planungs GmBH mit der Erstellung einer Vorstudie für eine neue Telekommunikationsanlage für die TU Wien beauftragt. Im Zuge dessen wurden von Seiten des ZID auch die notwendigen Infrastrukturmaßnahmen, die für eine VoIP-Anlage notwendig sind (TP-Verkabelung in allen Bereichen, Power over Ethernet, USV-Kapazitäten für alle Etagenverteiler), untersucht. Auch wurden Gespräche mit Mobilprovidern über eine Verbesserung der GSM-Versorgung für Sprachtelefonie in den Gebäuden der TU Wien geführt.

Auf Grund der Ergebnisse all dieser Untersuchungen beschloss das Rektorat am 15. April 2008

  • eine Vereinfachung der TU-internen Telefongesprächsabrechnung (ab 2009),
  • den Ersatz der DECT-Infrastruktur durch GSM-Mobiltelefone (4. Quartal 2008),
  • die Planung einer neuen Telefonanlage basierend auf einer VoIP Softswitch-Lösung (Realisierungszeitraum 2009/2010).

Morgen – die Ziele

Welches sind nun die Ziele einer neuen Telekommunikationslösung für die TU Wien?

State-of-the-Art:

Die neue Telekommunikationslösung soll auf einer Softswitch-Architektur und dem Voice over IP-Konzept basieren. Praktisch keiner der heute am Markt befindlichen Anbieter von Nebenstellenanlagen in der für die TU Wien notwendigen Größe bietet (bei Neuprojekten) noch die klassische ISDN-Lösung an.

Mobilkommunikation:

Komfortable Einbindung der Mobilkommunikation in die Nebenstellenanlage.

One-Number-Konzept:

Die Erreichbarkeit und insbesondere die Steuerung der Erreichbarkeit soll durch Erreichbarkeitsprofile (sollen ankommende Gespräche am Festapparat angezeigt werden oder auf das Mobiltelefon umgeleitet werden oder in eine Sprachbox? …) verbessert werden.

Verrechnung:

Die TU-spezifische Gesprächskostenabrechnung soll deutlich vereinfacht werden.

Unified Communications:

Eine moderne Telekommunikationslösung soll als Service nicht nur das Telefonieren anbieten. Es soll ein Mehrwert durch einen ganzheitlichen Ansatz für die Bereiche Telefonie, Voice-Messaging, Unified Messaging, E-Mail, Fax, Präsenzinformationen, Collaboration, Conferencing geboten werden.

Softphones:

Neben den Festapparaten („Hardphones“) soll auch die Möglichkeit von Softphones (am PC oder Laptop) und die Steuerung des Festapparates vom PC geboten werden.

Elektronische Verwaltung:

Die bisher in der Regel über Papier erfolgenden Schritte bei Errichtung/Änderung von Telefonanschlüssen oder A1 Network Anschlüssen sollen über elektronisch unterstützte Workflows (ähnlich den Lösungen bei Software-Lizenzen und Benutzerberechtigungen) erfolgen. In diesem Zusammenhang soll auch ein TUphone-Freigabeberechtigter an den Organisationseinheiten definiert werden. Auch die Information über die Gesprächskosten soll auf elektronische Wege umgestellt werden. Sinnvoll ist hier die Integration in TISS.

Gleitende Umstellung:

Im Gegensatz zur „Big-Bang“- Umstellung im Jahr 1998 soll die Umstellung gebäude- und/oder organisationsweise über einen Zeitraum von 6-12 Monaten erfolgen. Erst nach der kompletten Umstellung kann die alte Anlage abgeschaltet werden, da eine Rekonfiguration der Teilanlagenvernetzung zu komplex und fehleranfällig wäre.

Der Weg

Nachdem das Rektorat den prinzipiellen Beschluss gefasst hat, sind eine Reihe von Aktivitäten im Rahmen des Projekts TUphone erforderlich:

  • Die GSM-Versorgung in den Gebäuden muss verbessert werden, um dann im Herbst 2008 das DECT-System durch das A1 Network zu ersetzen (siehe Abschnitt DECT-GSM).
  • Ein neues Verrechnungsprinzip muss entwickelt, abgestimmt und in Betrieb genommen werden (siehe Abschnitt Verrechnung).
  • Die Anforderungen an eine neue Telefonlösung müssen analysiert und definiert werden. Auf dieser Grundlage kann dann die Beschaffung durchgeführt werden.
  • Die Verkabelungsstruktur sowie die dazu notwendige Rauminfrastruktur (Platz für/im Etagenverteiler, Stromversorgung inklusive USV, eventuelle Klimaanforderungen) müssen analysiert werden. Auf dieser Basis kann dann die Verkabelung ergänzt bzw. erneuert und die Rauminfrastruktur hergestellt werden. Das TUNET-Backbone muss voice-tauglich gemacht werden (d. h. Quality of Service, ...).
  • Um Erfahrung „am eigenen Leib“ mit einer derartigen Lösung zu gewinnen, wird schon seit ca. einem Jahr im Bereich der Abteilung Kommunikation eine VoIP-Lösung im Parallelbetrieb erprobt. Dieser Versuch wird nun auf den gesamten ZID ausgedehnt. Zusätzlich soll die Unified Communications-Technologie ausprobiert werden.

Und dann muss „nur mehr“ die neue Lösung installiert werden.

Ersatz von DECT durch A1 Network GSM Mobiltelefone

Wie schon vorher erwähnt, muss aus einer Reihe von Gründen die proprietäre DECT-Lösung ersetzt werden. Dabei ist eine wichtige Randbedingung, dass dies vor Installation einer neuen Telefonanlage erfolgen muss und dass die Abschaltung für alle Standorte gleichzeitig erfolgt – es macht wenig Sinn, wenn jemand mit Arbeitsplatz am Karlsplatz sein DECT-Gerät z. B. im Freihaus nicht mehr verwenden kann. Außerdem gibt es extrem komplexe Zusammenhänge zwischen den einzelnen Gebäuden bei der DECT-Versorgung.

Nachdem klar war, dass eine neue DECT-Lösung für eine Installation in der Größenordnung der TU Wien nicht realistisch ist, da DECT heute eher eine Nischenlösung ist, wurden als Alternativen eine GSM-Lösung sowie die Variante Voice over WLAN untersucht. Eine Voice over WLAN-Lösung würde eine flächendeckende WLAN-Versorgung erfordern, die voice-tauglich ist. Diese Voice-Tauglichkeit bedeutet einen höheren Mindestpegel im WLAN und daraus resultierend ein Vielfaches bei der Anzahl der Sender. Zusätzlich müssen eine entsprechende Quality of Service-Realisierung sowie eine Handover-Unterstützung im WLAN umgesetzt werden. Dies ergibt nach groben Schätzungen Kosten von deutlich mehr als 1 Mio. Euro. Weitere Nachteile einer WLAN-Lösung sind die derzeit geringe Anzahl von Modellen am Markt, die sowohl GSM als auch WLAN unterstützen, sowie der relativ hohe Energiebedarf eines WLAN-Telefons und damit die geringe Akku-Laufzeit.

Auch bei der Variante mit GSM ist die Verkabelung in den Gebäuden zur Verbesserung der Empfangsqualität ein wichtiger Faktor. Hier wurden Untersuchungen von zwei Mobilbetreibern durchgeführt, wobei zur Reduktion der Kosten auf eine UMTS-Versorgung in den Gebäuden verzichtet wurde (dafür gibt es in den relevanten Bereichen sowieso das WLAN). Aus kosten- und vergaberechtlichen Gründen wurde dann entschieden, mit dem existierenden A1 Network im Rahmen des BBG-Vertrages das bisherige DECT-System abzulösen. Der entsprechende Vertrag für die Inhouse-Versorgung (in der Regel Verstärker) wurde bereits vom Rektorat unterzeichnet. Die Detailplanung hat begonnen und die Realisierung soll bis September 2008 erfolgen.

Da nun mit deutlich mehr Endgeräten im A1 Network zu rechnen ist, musste Ende Mai 2008 der Nummernplan im Handy-Netz erweitert werden. Die so genannten Kurzwahlen sind nun 4-stellig. Die Umstellung von DECT auf GSM ist für das 4. Quartal 2008 vorgesehen, sodass mit Jänner 2009 das DECT-System abgeschaltet und aus der Wartung genommen werden kann.

Im A1 Network sind noch einige weitere begleitende Maßnahmen erforderlich:

  • In nächster Zeit werden entsprechende Berechtigungsprofile definiert, sodass Dienstgespräche z. B. auf das Haus (VPN + TU Nebenstellenanlage) beschränkt werden können. (Bei Einsatz der Privatgesprächstrennung gibt es für Privatgespräche natürlich keine Einschränkungen).
  • Die bei Anrufen aus der Nebenstellenanlage der TU Wien zu einem A1 Handy signalisierte Rufnummer wird von der bisherigen Nummer des Direkt-Links (0664 67020nnnnn) auf die Festnetznummer der TU Wien geändert (01 58801nnnnn).
  • Für Dienstgespräche soll generell nicht mehr die so genannte MSISDN (das ist die interne Nummer, die der SIM-Karte direkt zugeordnet ist), sondern die Corporate Number, gefolgt von der 4-stelligen Kurzwahl (0664 60588kkkk) bei den Anrufern angezeigt werden. Damit wird insbesondere auch das Routing bei Rückrufen richtig gemacht (bei aus anderen Mobilnetzen portierten Nummern wichtig). Bei Privatgesprächen (Voraussetzung Privatgesprächstrennung) wird weiterhin die MSISDN-Nummer angezeigt. Dies ist z.B. auch bei der Nummernportierung von anderen Netzbetreibern zur TU Wien (bei Neueintritt) oder von der TU Wien zu anderen Providern (beim Ausscheiden aus dem Personalstand) von Bedeutung.
  • Die bisher komplett händische Abwicklung beim Einrichten/Ändern/Entfernen von A1 Network-Teilnehmern soll über einen elektronischen Workflow abgewickelt werden.
  • Die Verrechnung der (dienstlichen) Gesprächsentgelte (zum Festnetz und den Mobilnetzen von A1 und T-Mobile praktisch pauschaliert) erfolgt wie schon bisher im A1 Network (aber im Gegensatz zum DECT) direkt von Mobilkom an die Institute. Dabei können die Institute für die Rechnung auch Kostengruppen definieren, um die Zuordnung zu Kostenstellen und Innenaufträgen innerhalb der TU Wien zu vereinfachen.

Verrechnung

Wie bereits eingangs erwähnt, ist das derzeitige Verrechnungssystem sehr komplex und der Aufwand dem damit administrierten Volumen nicht angemessen. Die derzeitige Chipkartenlösung ist von Seiten der Hardware – auch bei Ericsson selber – nicht auf eine neue Nebenstellenanlage 1:1 übertragbar. Es wäre neben den laufenden Kosten dafür wieder ein hoher Investitionsaufwand erforderlich.

Zusätzlich ist das Gesprächsvolumen (in Euro) deutlich im Sinken begriffen, wie die Entwicklung der letzten 5 Jahre anschaulich zeigt. Anzumerken ist, dass im Vergleich dazu im A1 Network der TU Wien mit derzeit ca. 200 Teilnehmern jährliche Gesprächskosten von ca. 80.000 Euro anfallen. Die Entwicklung zum Mobiltelefon ist auch bei der Aufteilung der von der Nebenstellenanlage geführten Gespräche zu erkennen.

 

Die Aufteilung in Dienstgespräche und Drittmittelgespräche ist eigentlich seit dem UG 2002 obsolet, hat aber auch schon vorher, wie den Statistiken leicht zu entnehmen ist, vom Gesprächsvolumen her nie eine wirkliche Bedeutung gehabt. Außerdem gibt es so wie schon immer die Möglichkeit, pro Organisationseinheit mehrere Telefonentgeltkonten zu führen.

 

Der Privatgesprächsanteil am gesamten Gesprächsvolumen ist zwar relativ gesehen recht hoch, absolut gesehen hält er sich aber auch in Grenzen (insbesondere in Relation zu dem dafür getriebenen Aufwand). Auch das Privatgesprächsvolumen ist im Sinken begriffen, wohl auch ein Zeichen der „Mobilisierung“ der Telefongespräche. Wenn man die Verteilung der Privatgesprächskosten ansieht, erkennt man, dass 50% der Kosten aller Privatgespräche von ca. 100 Personen getragen werden. Man kann wohl zu Recht vermuten, dass diese Kosten großteils durch Auslandsgespräche hervorgerufen werden. Hier hat eine kurze Recherche im Internet ergeben, dass es Calling Cards (z. B. von der Telekom Austria) gibt, die geringere Gesprächskosten aufweisen als der Tarif, den die TU Wien (und damit derjenige, der das Privatgespräch führt) für Auslandsgespräche im Rahmen des – sehr günstigen – BBG-Tarifs zahlen muss.

Ziel eines neuen Verrechnungssystem für die TU Wien ist daher:

  • Deutliche Vereinfachung und Reduktion des Aufwands.
  • Ersatzlose Streichung der Chipkartenleser (es gibt nur mehr ganz wenige Stück für Neuinstallationen oder als Ersatz bei Defekten).
  • Abrechnung von Privatgesprächen über das vermutlich existierende Privathandy, über ein Diensthandy mit Privatgesprächstrennung oder über Calling Cards oder über Softphone zu einem privaten SIP-Provider.
  • Festlegung eines Gebührenmodells für Dienstgespräche mit wenigen Zonen (z. B. Festnetz, Mobilnetze, Ausland) statt des bisherigen Versuchs, die tatsächlich verursachten Kosten beim Provider umzulegen, was bei den sehr komplexen Gebührenmodellen der Provider sowieso scheitert.
  • Darstellung der Gesprächskosten auf Basis von Nebenstellen (zusammengefasst zu Telefonentgeltkonten) und nicht mehr nach Chipkarten. Diese Darstellung soll den Organisationseinheiten primär elektronisch zur Verfügung gestellt werden.
  • Da es nicht im Sinn einer gleichen Behandlung der Organisationseinheiten und des Personals wäre, unterschiedliche Abrechnungsprinzipien anzuwenden, je nachdem, mit welcher Telefonanlage man während des Parallelbetriebs telefoniert, muss das Verrechnungssystem großteils bereits vor Installation der neuen Anlage in Betrieb gehen. Ein weiterer Grund ist der Mangel an Ersatzteilen. Als Termin ist hier der Beginn des Jahres 2009 vorgesehen.

Leistungen einer VoIP-Anlage

Auch wenn die konkreten Anforderungen an eine neue Telefonanlage auf Basis von VoIP noch nicht definiert sind, kann man doch schon einiges dazu sagen, auch über Einschränkungen:

  • Man erwartet sich als Grundforderung natürlich, dass man damit telefonieren kann. Bei der Sprachqualität sind da Aussagen schon etwas schwieriger, da im Gegensatz zum Datenbereich bei der Sprachübertragung Verzögerungen oder fehlende Pakete ohne weiteres „hörbar“ werden.  Es müssen daher entsprechende Maßnahmen, insbesondere bei Standorten mit schwächerer Anbindung, gesetzt werden, wie Quality of Service-Priorisierung von Voice-Paketen und entsprechende Codecs.
  • Zu erwarten sind auch entsprechende mehrzeilige Displays am Apparat, die unter Umständen sogar TU-spezifische Informationen liefern können. Zumindest erwartet man sich ein Telefonbuch mit Suchfunktion (ein TU-Telefonbuch ähnlich den White Pages und ein persönliches) sowie entsprechende Anruflisten über geführte und versäumte Gespräche.
  • Eine deutlich bessere Einbindung der Mobiltelefonie soll durch das One-Number-Konzept erfolgen. Dies bedeutet im Wesentlichen, dass man nur mehr eine Nummer (die Nebenstelle am Arbeitsplatz) bekannt gibt. Durch Aktivierung von unterschiedlichen Erreichbarkeitsprofilen kann man dann z. B. steuern, ob ein Gespräch auf das Mobiltelefon umgeleitet wird oder dieses parallel läuten soll. Natürlich muss es auch einen Sprachspeicher geben (der die empfangene Sprachnachricht vielleicht gleich als E-Mail mit einem Voice-Attachment an die eigene Mail-Adresse schickt). So ist es für den Anrufer transparent, wo man das Gespräch entgegen nimmt.
  • Bei Fax und Modem ist die Sache schwierig. Durch die mehrmalige Konversion zwischen analogem und digitalem Signal und zusätzliche Verzögerungen sind diese Dienste nur sehr eingeschränkt möglich. Modem und ISDN-Anschlüsse wird es wohl nicht mehr geben können (bei einem flächendeckenden TUNET wohl auch nicht mehr notwendig). Für Spezialanwendungen werden dann wohl Außenleitungen verwendet werden müssen. Abgehende Faxe sollten durch entsprechende Leitungsführung so wie bisher möglich sein. Ankommende Faxe müssen aber durch einen Fax-Server abgewickelt werden.
  • Eine ganz spannende Frage ist, wie sich eigentlich das Arbeitsverhalten entwickeln wird. Erfolgen Telefongespräche am Festapparat oder am Mobiltelefon? Oder benötigt jemand gar keinen Festapparat, sondern führt alle Gespräche über den PC (mit einem Softphone und einem Hörer am PC) oder über das Mobiltelefon? Und wie wird hier die Entwicklung über die Jahre aussehen? Dies ist ein ganz wichtiger Parameter bei der Dimensionierung der Telefonanschlüsse und der dahinter liegenden Infrastruktur und hat damit natürlich gravierende Auswirkungen auf die Kosten.

Infrastruktur-Maßnahmen

Um eine VoIP-Telefonanlage installieren zu können, sind eine Reihe von Maßnahmen in der Datenkommunikations- und Stromversorgungsinfrastruktur zu setzen. Der Grund liegt in der anderen Arbeitsteilung bei einem VoIP-System. Das klassische System, wie wir es derzeit haben, besteht aus mehreren Telefonanlagen, an die über eine dedizierte Leitung der Apparat am Arbeitsplatz angeschlossen ist. Über diese Leitung geht nicht nur das Sprachsignal, sondern erfolgt auch die Stromversorgung des Apparats (48V). Der Strombedarf ist relativ gering. Die USV-Kapazität, damit man auch eine gewisse Zeit telefonieren kann, wenn der Strom ausgefallen ist, steht direkt bei der Telefonanlage in Form von entsprechenden Batterien.

Ein VoIP-Apparat ist eigentlich nichts anderes als ein kleiner PC, der über einen Ethernet-Anschluss mit dem Datennetz verbunden ist, mit einem dedizierten Betriebssystem und vereinfachten Eingabegeräten und Anzeige sowie einem Hörer. Dies bedeutet aber für die Stromversorgung, dass man nicht nur den Telefonapparat (den „Mini-PC“) mit Strom versorgen muss (hierfür gibt es die Power over Ethernet-Technologie – IEEE 802.3af), sondern es müssen auch die Switche im Etagenverteiler (der maximal 90 m entfernt sein kann, im Gegensatz zur klassischen Telefonanlage mit ca. 1 km) und das Backbone entsprechend mit USV-Kapazität versorgt werden. Zusätzliche Erschwernis ist der je nach Ausstattung des Telefonapparats wesentlich höherere Strombedarf (6-10W).

Daraus folgt, dass die Infrastruktur entsprechend ausgebaut werden muss, z. B:

  • Die letzten Thinwire-Bereiche und TP-Provisorien müssen bereinigt werden – dies ist eng mit den Bauaktivitäten an der TU Wien im Zuge des TU Univercity 2015-Projekts verwoben.
  • Bereiche mit zu geringer Anschlusskapazität müssen saniert werden. (Die VoIP-Telefonapparate haben zwar üblicherweise gleich einen Ethernet-Switch eingebaut, an den man einen PC oder Laptop anschließen kann, nur sollte man sich dies eher für Notfälle reservieren.)
  • Es müssen viele zusätzliche Switche in den Etagenverteilern installiert werden. Die 5000-6000 Telefonanschlüsse enden ja jetzt nicht mehr direkt in der Telefonanlage, sondern auf einem Ethernet-Switch im Etagenverteiler. Dafür muss der Platz vorhanden sein oder erst geschaffen werden. Zusätzlich muss die entsprechende (unterbrechungsfreie) Stromversorgung zur Verfügung stehen. Wir denken derzeit an eine Überbrückungszeit von einer Stunde. Unter Umständen muss die Klimatisierung, insbesondere bei den Batterien, deren Lebensdauer ganz wesentlich von der Umgebungstemperatur abhängt, verbessert werden.
  • Auch das Backbone muss entsprechend VoIP-fähig gemacht werden, sofern es das nicht bereits ist. Dies bedeutet unter anderem schärfere Bedingungen bei der Redundanz und Ausfallsicherheit und Quality of Service-Priorisierung für Voice-Pakete.

Nach den derzeitigen Kostenschätzungen werden die Investitionen in die Infrastruktur ca. 50% der gesamten Projektkosten betragen.

Zusammenfassung

Infolge der zunehmenden Digitalisierung aller Kommunikationstechniken wachsen Daten- und Telefonnetze zu einem Netz zusammen. Telefongespräche stellen dann nur mehr eine weitere Form des digitalen Datenaustauschs dar. Mit dem Projekt TUphone trägt die TU Wien dieser Entwicklung Rechnung. Wir werden laufend über die Migrationsschritte informieren.


Web: www.zid.tuwien.ac.at/kom/telefonie/tuphone/

1(VoIP [vɔip]): Telefonieren über Computernetzwerke, welche nach Internet-Standards aufgebaut sind. Dabei werden für Telefonie typische Informationen, d. h. Sprache und Steuerinformationen z. B. für den Verbindungsaufbau, über ein auch für Datenübertragung nutzbares Netz übertragen.