ZIDline
Virtuelle Computerwelten mit VMware
Andreas Klauda
VMware ist eine Software, mit der sich auf einem handelsüblichen PC ein virtueller PC emulieren lässt. So ist es z. B. möglich, auf einem PC unter Linux gleichzeitig Windows laufen zu lassen und umgekehrt.

VMware ist kein Emulator, der ein Betriebssystem simuliert, sondern es wird PC-Hardware bis zur Bios-Ebene virtualisiert. Das heißt, man benötigt für eine virtuelle Maschine, in der z. B. ein Windows XP laufen soll, auch das entsprechende Betriebssystem, in diesem Fall eine XP-Installations CD oder ein ISO-Image davon (und natürlich eine gültige Lizenz). Eine neu installierte Festplatte in einem virtuellen Rechner ist genau so leer wie eine „echte“ frisch gekaufte und muss auch erst formatiert werden, bevor man ein Betriebssystem darauf installieren kann.

 

Man baut sich sozusagen einen Rechner virtuell zusammen, bestimmt wie viel Speicher eingebaut sein soll, wie groß die Festplatte ist usw. Weitere Komponenten können hinzugefügt werden, wie Sound- und Netzwerkkarten und Laufwerke. Speicherplatz (RAM und Festplatten) werden natürlich vom „physikalischen“ Rechner abgezweigt, das bedeutet, dass man schon einiges an Arbeitsspeicher zur Verfügung haben sollte (mit 2 GB Ram kann man schon vernünftig arbeiten).

Was bringt das für Vorteile?

Im Bereich der Softwareentwicklung erleichtern virtuelle Maschinen den Entwicklungsprozess, da verschiedene Instanzen gleichzeitig parallel laufen können. Damit können verschiedene Entwicklungs-Stände bequem getestet werden. Durch Snapshots können Anlaufpunkte gesichert werden, zu denen wieder zurückgekehrt werden kann. Die Installationen werden als Image-Dateien abgelegt und können damit über eine Netzwerkanbindung verschiedenen Entwicklern mit gleichem Stand zur Verfügung gestellt werden.

Da sich mit VMware auch ältere Betriebssysteme in aktuelle Systeme einbinden lassen, kann ältere Software in der Emulation uneingeschränkt genutzt werden, solange keine problematischen Hardwarezugriffe auftreten (wie z. B. in einigen Grafikanwendungen).

Ein weiterer großer Vorteil liegt im Disaster Recovery. Da ein virtueller Server ganz einfach wie ein Ordner kopiert werden kann (mitsamt allen Einstellungen), kann man diese z. B. auf externe Festplatten speichern. Im Bedarfsfall können so ganze Serverlandschaften mitsamt allen Einstellungen binnen kürzester Zeit auf Ersatzgeräte (auf denen VMware installiert ist) kopiert und dort gestartet werden. Die zeitaufwendige (und vor allem kostspielige) Rekonstruktion der Feineinstellungen entfällt somit komplett.

Da die Gastsysteme in virtuellen Maschinen laufen, die – außer der CPU – immer die völlig gleiche virtuelle Hardware für die Betriebssysteme darstellen, sind Umzüge des Wirtssystems von einer Hardware auf eine andere völlig unproblematisch und durch einfaches Kopieren der VMware-Dateien möglich. Dieses ist insbesondere für Windows-Systeme vorteilhaft, macht aber bei Windows XP durch die durchgereichte CPU Probleme, da ein Umzug auf einen anderen Prozessor unter Umständen eine erneute Aktivierung erfordert.

Praktische Anwendungen

VMware kann als Brücke von Windows zu Linux dienen, da sich jedes beliebige Windows-Betriebssystem in alle gängigen Linux-Varianten einbinden lässt. Somit können sämtliche Windows-Programme unter Linux eingesetzt werden, ohne dass zwei Betriebssysteme parallel auf unterschiedlichen Festplattenpartitionen installiert werden müssen. Das virtualisierte Windows-Betriebssystem kann einfach als „Fenster“ (Window) innerhalb von Linux aufgerufen werden, während man zugleich auf Linux weiter arbeitet. Kompatibilitätsprobleme wie bei Wine sind von vornherein ausgeschlossen. Natürlich lassen sich auch Linux und andere Betriebssysteme in die Windows-Umgebung integrieren.

Ein weiteres Beispiel ist die Virtuelle Instanz für SAP, die seit kurzem vom ZID angeboten wird. Damit kann SAP auch unter Linux und auf Rechnern, die nicht für eine SAP-Installation kompatibel sind, verwendet werden. Die Installations-Downloads befinden sich am Software Distributionsserver (SWD) und werden unter dem Produkt SAP zur Verfügung gestellt. Die Bestellung kann online erfolgen und ist mit keinen Kosten verbunden.

Es gibt auch eine Menge vorgefertigter Images (Virtuelle Maschinen) zum Download: www.vmware.com/vmtn/appliances/directory/. Diese können entweder in einer VMware geladen werden oder auch mit dem kostenlosen VMware-Player (www.vmware.com/products/player/) gestartet werden.

Ein neues Programm namens VMX-Builder erlaubt die Erstellung virtueller Maschinen unter Windows 2000/XP. Es ist als Erweiterung des VMware-Players gedacht und ersetzt mit diesem weitgehend die VMware-Workstation. Das Programm ist Freeware und wird im Internet zum Download angeboten (petruska.stardock.net/Software/VMware.html). Das Programm stammt nicht von VMware, sondern wurde von Programmierern als Ersatzlösung für die kostenpflichtige Workstation entwickelt.

VMware Server

VMware Server ist ein kostenloses Virtualisierungsprodukt für Windows- und Linux-Server. VMware Server ist ein stabiles und einfach zu bedienendes Server-Virtualisierungsprodukt, das auf der bewährten Virtualisierungstechnologie aufsetzt, die seit mehr als sechs Jahren von Tausenden von Kunden erfolgreich eingesetzt wird. Über eine Web-Console können die einzelnen Virtuellen Maschinen verwaltet und kontrolliert werden.

Über die VMware-Server-Console kann man sich auch auf die virtuellen Maschinen verbinden und so damit arbeiten, als würde man wirklich vor dem „PC“ sitzen.

VMware Produkte

  • VMware Player (kostenlos – dient zum Abspielen fertiger virtueller Maschinen)
  • VMware Server (kostenlos – zur Virtualisierung mehrerer kleiner Server)
  • VMware Workstation: (kostenpflichtig – das ideale Produkt für Entwickler und für Softwaretests)
    Campussoftware, als Arbeitsplatz-Software für die Institute der TU Wien erhältlich (www.zid.tuwien.ac.at/sts/arbeitsplatz_software/)
  • VMware ESX (kostenpflichtig – zur Virtualisierung ganzer Serverlandschaften)

Überblick über alle VMware Produkte: www.vmware.com/de/products/

Open Source Alternative: www.virtualbox.org