ZIDline
Ein CMS für das ZIDWeb
Irmgard Husinsky, Iris Macsek
Anfang Mai fand ein Relaunch der gesamten Webpräsenz des ZID statt. Wenn es auch für den Betrachter nicht gleich ersichtlich ist: alle Inhalte werden nun von einem Content Management System verwaltet, wodurch eine konsistente Darstellung, eine durchgängige Strukturierung und eine einfachere Pflege der Inhalte möglich wird.

Content Management Systeme (CMS)

Ein Content Management System dient der Erstellung und Verwaltung von Text- und Multimedia-Dokumenten. Der Kern ist eine Datenbank. Eine große Anzahl von freien und kommerziellen Systemen sind auf dem Markt. Zur Verwaltung von mittleren und großen Websites ist ein CMS ein zeitgemäßes Tool.
Vorteile der Verwendung eines Web Content Management Systems zur Verwaltung einer Website sind u.a.:

  • Trennung von Inhalt und Layout,
  • Konsistenz in der Präsentation,
  • effiziente Informationsverwaltung in einer Datenbank, Mehrfachverwendung derselben Inhalte möglich, gutes Informationsmanagement, Metadaten,
  • automatische Navigations- und Menü-Erstellung,
  • fehlerfreie interne Verknüpfung,
  • Benutzer- und Rechteverwaltung,
  • zeitversetztes Publizieren, Workflow,
  • Content-Pflege von jedem Browser aus, kein spezielles Programm und keine speziellen Kenntnisse notwendig.

Als Nachteile könnte man anführen, dass es bei vielen Systemen noch Probleme mit der Usability gibt. Die Bedienungsoberfläche ist meist gewöhnungsbedürftig. Bei umfangreichen und komplexen Systemen muss man mit einer längeren Einarbeitungszeit rechnen, um effizient damit arbeiten zu können.

Typo3

Nachdem sich die PR-Abteilung der TU im Jahr 2006 für Typo3 als CMS für die TU-Website entschieden hat (siehe ZIDline 15) und wir dort schon im Team mitgearbeitet haben, war es klar, dass auch am ZID Typo3 eingesetzt wird.

Typo3 (1998 erstmals vorgestellt) ist ein Open Source Web Content Management System, es basiert auf PHP, als Datenbank wird MySQL eingesetzt. Die Anpassung einer Website erfolgt mittels der Konfigurationssprache TypoScript und unter Einsatz von Erweiterungs-Modulen, so genannten Extensions (PHP). Eine große Library von Extensions ist verfügbar. Mit selbst geschriebenen Extensions ist das System beliebig erweiterbar. Es gibt weltweit bereits eine große Community von Typo3-Anwendern.

Das Frontend sind die von Typo3 angezeigten Webseiten, sie werden aus den aktuellen Inhalten der Datenbank mithilfe der vorhandenen Templates, Style Sheets und TypoScript-Commands zusammengesetzt (oder sind bereits im Cache). Im Filesystem befinden sich Bilder, PDFs und andere Files.

Das Backend ist die Webmaske zur Bearbeitung der Webseiten (für Redakteure und Entwickler). Der Zugriff ist von jedem Browser aus, jedoch nur für berechtigte Personen möglich.

Die Webpräsenz des ZID

Die bisherigen Webseiten des ZID (etwa 1000 statische Seiten) waren auf verschiedene Server aufgeteilt, vom Aussehen nicht ganz einheitlich (zum Teil war das Layout noch mithilfe von Tabellen gemacht) und wurden von den Mitarbeitern mit verschiedenen Werkzeugen erstellt und gepflegt (von Dreamweaver bis vi).

Durch den Einsatz eines CMS kommt es nun zu einer organisatorischen Verbesserung sowie einer Einsparung von Webservern.

Neben den statischen Seiten gab es auch eine Reihe von dynamischen Inhalten aus anderen Systemen sowie diverse Scripts.

Bei der Übertragung der Funktionalität ist "Wie kann ich meine bisherigen (alten) Verfahren und Abläufe in Typo3 realisieren?" häufig die falsche Frage. Sondern man sollte fragen: "Welche Möglichkeiten bietet Typo3, um meine Inhalte und Ideen einfacher zu verwalten, zu bearbeiten und zu präsentieren?"

Wir haben versucht, alles, was sich bisher bewährt hat, zu integrieren und den Arbeitsweisen der Kollegen entgegenzukommen.

Unsere Typo3-Installation läuft auf einem Heartbeat Cluster mit DRBD, unter Debian 4.0 etch. Im Fehlerfall erfolgt eine automatische Umschaltung mit Heartbeat. Geräteredundanz ist durch zwei Standorte (Freihaus, Favoritenstraße) gegeben.

Der ZID tritt ab nun einheitlich unter der Adresse www.zid.tuwien.ac.at auf. Für die bisherigen, abteilungsspezifischen Sitenames (sts.tuwien.ac.at, nic.tuwien.ac.at, www.zserv.tuwien.ac.at, student.tuwien.ac.at) sind für eine Übergangsphase natürlich Weiterleitungen eingerichtet. Nur wenige Anwendungen, die nicht in die Typo3-Site integriert wurden, sind über andere URLs erreichbar.

Realisierung der ZID Typo3-Site

Als feststand, dass auch der ZID (so wie die TU selbst) seinen Webauftritt auf Typo3 umstellen würde, machten wir uns zunächst zu zweit an die Arbeit:

Bevor auch nur im Entferntesten an die eigentliche Eingabe von Inhalten gedacht werden konnte, mussten wir uns größten Teils im Selbststudium in Typo3 einarbeiten. Der Umstand, dass die TU zeitlich ein wenig vor uns lag, half uns anfangs enorm, konnten wir doch auf bereits vorhandene Typo3-Scripts zurückgreifen und diese für unsere Bedürfnisse modifizieren oder ausbauen. Die Vielfalt unserer eigenen, speziellen ZID-Anforderungen hielt uns jedoch davon ab, die Webpräsenz des ZID in die TU-Site zu integrieren. Nach Schaffung einer Basis, mussten wir Schritt für Schritt die weiteren Hürden nehmen, schließlich bestand die vorhandene ZID-Site nicht nur aus statischen Seiten mit textuellem Inhalt.

Was sollten wir mit all unseren Scripts für diverse An- oder Abmeldungen machen? Was sollten wir mit unserem gut funktionierenden News-System machen? Wie sollten wir dynamisch generierte Seiten ins Typo3 bringen? Wie sollte eine Suche realisiert werden? Wie könnten wir ein FAQ-System integrieren? Sollten wir ausgewählte Anwendungen nicht besser außerhalb von Typo3 belassen?

Für diese und noch mehr Fragen mussten wir Antworten finden. Auf einige davon werden wir im nächsten Abschnitt des Artikels ein wenig näher eingehen. Viele derartige Probleme konnten wir durch das bloße Einbinden bereits vorhandener Typo3-Extensions, die über die offizielle Typo3-Site angeboten werden, lösen. Einige ganz spezielle Anwendungen konnten wir mittels eigener Extensions, die von unseren Kollegen A. Klauda und Ph. Kolmann programmiert wurden, ins System bringen. Bei Problemen, die wir selbst nicht zu lösen vermochten, konnten wir stets auf die "professionelle Hilfe von außen" in Gestalt der Firma plan2net, die schon den TU-Relaunch unterstützt hat, zählen.

So reifte im Laufe der Monate unsere individuelle Typo3-Lösung heran, die allmählich Formen annahm, aber noch äußerst wenig wirkliche Inhalte besaß. Die Eingabe des Contents sollte schließlich noch sehr viel mehr Zeit in Anspruch nehmen als wir uns vorgestellt hatten. Schließlich wollten wir die Gelegenheit auch gleich zum Abschütteln von veraltetem Ballast bzw. zur Neustrukturierung einiger Bereiche nützen. Wir nahmen die initiale Contenteingabe selbst vor, um unsere Kollegen zu entlasten und auch um Erfahrungen mit dem System zu sammeln. Es wurden dann interne Redakteursschulungen von uns vorgenommen, sodass diejenigen, die unsere Services betreuen, ihre Seiten in Zukunft (auch) selbst pflegen können.

Eigenschaften der ZID Typo3-Site

Auf die ZID Typo3-Site kann im Allgemeinen weltweit zugegriffen werden, bis auf manche Seiten, die nur für TU-Angehörige vorgesehen sind oder für die eine bestimmte Validierung erforderlich ist. Die Pflege der Seiten über das Typo3-Backend hingegen ist nur von TU-Hosts aus möglich.

Um die von manchen CMS-Sites bekannten "hässlichen" URLs, die mit "index.php?id=<nnnnn>" enden, zu vermeiden, verwenden wir die Typo3-Extension RealURL, die im Wesentlichen den Pfad des Typo3-Pagetrees in eine URL verwandelt, wobei einige manuelle Modifikationen möglich sind.

Das bisherige bewährte, speziell auf unsere Bedürfnisse angepasste ZIDNews-System (auf Zope-Basis) konnten wir per XML-Import in das Typo3-System übernehmen.

Auch bei der Auswahl einer Suchmaschine setzten wir auf Bewährtes: wir integrierten ht://Dig 3.2.0b6 mithilfe einer Extension. Dieses Tool bietet einige Features, die bisher keine der Typo3-Sucherweiterungen aufzuweisen hat, z. B. die Einbeziehung von ausgewählten externen Sites in die Indexierung.
Die bisherige ZID-Site enthielt noch kein einheitliches FAQ-System. Mit Einführung von Typo3 bieten wir eine Typo3-Extension für Frequently Asked Questions an, die es den Redakteuren erlaubt, über eine Maske Fragen und Antworten einzugeben und diese einzelnen Kategorien zuzuordnen. FAQs der unterschiedlichen Kategorien werden selektiv auf den einzelnen Webpages angeboten.

Für die effizientere Verwaltung von verlinkten Dateien, wie beispielsweise Bilder oder Formulare, kommt das Digital Asset Management System Media (DAM) zum Einsatz. Ein großer Vorteil gegenüber der Typo3-inhärenten Technik ist, dass nicht Kopien für alle Stellen, wo ein File verlinkt wird, erstellt werden, sondern dass Referenzen auf die Original-Files angelegt werden. DAM unterstützt die Redakteure auch bei der automatischen Beschlagwortung und Kategorisierung von Mediendaten.

Relaunch

Der Relaunch unseres Webauftritts erfolgte am 8. und 9. Mai nach intensiven Vorbereitungen weitgehend problemlos. An dieser Stelle ist unserem Kollegen Philipp Kolmann ein herzliches Dankeschön auszusprechen, der sämtliche Installations- und Konfigurationsarbeiten am Webserver so durchgeführt hat, dass ein reibungsloser Übergang möglich war.

In Richtung Barrierefreiheit

Barrierefrei heißt: eine Präsentation für alle – für alle Menschen, für alle Geräte: Die Darstellung ist brauchbar für alle Browser, kommt Suchmaschinen entgegen, kann leicht von spezieller Software für Menschen mit Behinderungen interpretiert werden etc.

Barrierefreiheit gibt es nicht als Modul, das man ins Typo3 integrieren kann, bei dem dann alle Inhalte barrierefrei ausgegeben werden. Es ist ein Prozess, der bei der Planung der Website beginnt und bei der Erstellung von Inhalten immer wieder durchlaufen werden muss, es ist Qualitätsarbeit auf allen Ebenen.

Seit Version 4 unterstützt Typo3 besser als vorher die Generierung von standard-konformem XHTML. Wichtig ist ein sorgfältiges Aufsetzen der Templates und der Style Sheets sowie ein genaues Arbeiten bei der Erstellung von Extensions. Redakteure müssen aufmerksam gemacht werden, auf gut strukturierte Inhalte zu achten, Metadaten zu setzen etc. Durch Anpassungen des Rich Text Editors kann man Problemen vorbeugen.

Validierung auf Übereinstimmung mit den zugrunde liegenden Standards des W3C für HTML und CSS ist eine Grundvoraussetzung für Barrierefreiheit. Diese Qualitätssicherung ist für jeden neuen Inhalt, jede Veränderung auf einer Webseite erneut notwendig.

Im Folgenden einige Kriterien zur Barrierefreiheit, die wir versucht haben, anzuwenden:

  • Das Rahmen-Layout der Seiten des ZID validiert gemäß den verwendeten Standards (XHTML 1.0 Transitional, CSS2).

  • Für das Layout werden keine Tabellen verwendet. Diese sollen nur für tabellarische Darstellung von Daten eingesetzt werden.

  • Inhalt und Layout werden strikt getrennt, durch Verwendung von Style Sheets für die Formatierung. Im HTML-Code befinden sich nur die Inhalte der Webseiten. Wird die Seite ohne CSS angezeigt (Textbrowser, Alternativausgabegeräte), so wird nur der Inhalt in linearer strukturierter Form ausgegeben.

  • Dieselben Inhalte können über verschiedene Style Sheets unterschiedlich dargeboten werden. Für die Druckausgabe z. B. sind Elemente wie Navigation, Suche oder Werbebanner überflüssig und können ausgeblendet werden.

  • Blinkende Elemente, bewegter Text, grafische Darstellung von Text und JavaScript werden vermieden.

  • Orientierungshilfen sind: Navigation, Breadcrumb ("wo bin ich, woher komme ich"), Suche, FAQs, Sitemap.

  • Die Schriftgröße ist vom Benutzer veränderbar (in modernen Browsern) .

  • Für nicht-textuelle Inhalte werden alternative Texte bereitgestellt, die Webseiten sind  auch bei ausgeschalteten Bildern aussagekräftig.

Bemerkung: das Gesagte gilt nur für das Frontend. Das Backend von Typo3 ist eine andere Geschichte. Dieses ist keinesfalls barrierefrei zu bedienen.

Referenzen

  • Einstiegseite für Entwickler und Anwender: typo3.org

  • Informationen für potentielle Anwender: typo3.com