Goodie Domain Service - einst und jetzt
Antonin Sprinzl
Der Goodie Domain Service bietet als umfangreiches Archiv ausgesuchte Computersoftware
an. Primär richtet sich dieses Angebot an Anwender im österreichischen
Ausbildungsbereich. Das Archiv umfasst sowohl einzelne Komponenten als
auch Komplettsysteme, die jeweils für einen speziellen Anwendungsfall zugeschnitten
sind. Die hier angebotene Software - hauptsächlich durch die weltweite
Zusammenarbeit geschaffene Open-Source Software - zeichnet sich durch einige
besondere Eigenschaften aus. Zu denen gehören: kosten- sowie lizenzfreier
Bezug, besondere Qualität, breites Anwendungsspektrum, Einhaltung von allgemein
anerkannten Standards und Protokollen, Nicht-Proprietät.
Der Verfasser setzte
sich vor Jahren das Ziel, zur Verbreitung dieser Software beizutragen.
Im Laufe von grob 10 Jahren ist es ihm gelungen, ein umfangreiches Archiv
mit derartiger Software aufzubauen und zu betreiben. Im folgenden Beitrag
wird auf die Anfänge, die Ausbauphase sowie die derzeitige Situation kurz
eingegangen.
10 Jahre im Dienste der Anwender
Der Goodie Domain Service (GDS), ein im österreichischen akademischen Raum
mittlerweile etablierter und auch über die Landesgrenzen durchaus bekannter
Service der Abteilung Standardsoftware des Zentralen Informatikdienstes
(ZID) der TU Wien feierte im Herbst 2004 unspektakulärerweise sein 10-jähriges
Bestandsjubiläum. Ein Anlass genug, eine kurze geschichtliche Retrospektive
Revue passieren zu lassen.
Die dem GDS zu Grunde liegende Mission sei gleich vorweg genommen: Mit
dem GDS wurde von allem Anfang an die Zielsetzung verfolgt, dem schulischen
wie auch dem akademischen Bereich in Österreich einen problemlosen Zugang
zu kostenfreier, ausgesuchter, möglichst plattformneutraler Software zu
ermöglichen; zu einer Software, die sich durch Anwendungsfreundlichkeit,
Robustheit, Qualität, Wartbarkeit sowie einen hohen Nutzungsgrad auszeichnet
und in breiten Anwendungsbereichen eingesetzt werden kann.
Darüber hinaus - und das war für den Verfasser stets besonders motivierend
- sollten diese Softwarebestände nach dem moralischen Fairness-Grundsatz
des "Gebens und Nehmens" der breiten Kommunität wieder zur Verfü- gung
gestellt werden. Wie wir wissen, wäre das Internet ohne die "collaborative
work of the worldwide community", einer weltweit verstreuten, koordiniert
zusammenarbeitenden Unzahl von Enthusiasten überhaupt kaum entstanden.
Im Rahmen des GDS sollte durch Redistribution zur "collaborative work"
ein bescheidener Beitrag geleistet werden.
Die Gründungsidee
Die Idee der Gründung eines Software-Repository Anfang der 90er-Jahre wurde
aus der damaligen schwerpunktmäßigen Beschäftigung des Verfassers entwickelt,
neue Software-Technologien hinsichtlich ihrer sinnvollen und nützlichen
Anwendbarkeit im universitären Bereich für Zwecke der Forschung und Lehre
zu untersuchen. Ein Metier des Verfassers, das sich als Folge des abgeschlossenen
Informatikstudiums ergeben hatte. Im Brennpunkt des Interesses standen
internet-basierte, zukunftsweisende Projekte, die sich durch einige besonders
interessante Merkmale auszeichneten: Standardisierung, Nicht-Proprietät
von Schnittstellen und Protokollen, Modularität, Netzfähigkeit, Client-Server-Architektur,
Lizenz- und Kostenfreiheit, Source-Verfügbarkeit, Qualität, Stabilität
und vor allem durch einen hohen Nutzungsgrad im breiten Anwendungsumfeld.
Der Begriff Open-Source Software (OSS), der all diese Merkmale - wie mittlerweile
allgemein bekannt - enthält, wurde zu diesem Zeitpunkt jedoch eher vereinzelt
erwähnt. Er hatte noch keine ausgeprägten Konturen angenommen und im Bewusstsein
der Öffentlichkeit war er praktisch nicht verankert.
Die Motivation, sich am damaligen Rechenzentrum mit Neuen Technologien
zu beschäftigen, lag auf der Hand:
a) es gehörte stets zur Aufgabe des Rechenzentrums, nach neuen Wegen und
Alternativen zu suchen, Informationstechnologien im universitären Umfeld
mit Vorteil einzusetzen,
b) die sprichwörtliche Finanzknappheit im universitären Bereich, die das
Experimentieren mit kommerziellen Produkten beachtlich paralysierte.
Von der Beschäftigung mit Neuen Technologien zur Schaffung eines allgemein
zugänglichen Repository von ausgewählten Projekten, Komponenten und Systemen,
das einem breiteren Anwenderkreis dienen sollte, war dann nur ein kleiner
Gedankensprung. Begünstigt wurde diese Entwicklung insbesondere durch das
Wesen des Verfassers:
a) ein chronischer Hang zum Sammeln und
b) ein starker Hang zur "Wohltätigkeit".
Die anfängliche Namensgebung Public Domain Service für dieses Repository
wurde vom Verfasser aus verschiedenen Gründen anschließend fallen gelassen
und durch den ihm zutreffender erscheinenden, nicht belegten Begriff Goodie
Domain Service ersetzt.
1994: ein bescheidener Anfang
Die Realisierung des Goodie-Repository befand sich im Herbst des Jahres
1993 in der Konzeptionsphase. Die Realisierung nahm dann langsam konkrete
Formen an und der Betrieb konnte schließlich zu Beginn des Jahres 1994
versuchsweise aufgenommen werden. Das Angebot erstreckte sich in erster
Linie auf infrastrukturell wichtige Internet-Komponenten wie Server und
Browser sowie das GNU-Angebot, die ausschließlich über das ftp-Protokoll
bezogen werden konnten. Zur Verfügung stand eine bescheidene Bandbreite
für den internationalen Traffic. Die anfängliche hardwaremäßige Ausstattung
des Goodie Domain Service hielt sich recht in Grenzen. Es gelang, eine
leistungsmäßig bescheidene Clone SPARC-Maschine Axil 235 zu organisieren,
ein Äquivalent zum Vorgänger der Sun SPARC ultra 1 sowie eine Anzahl älterer
Massenspeicher mit einer Gesamtkapazität von 20 Gb. Der Begriff Service-Security
war zu diesem Zeitpunkt de-facto kein Thema, das einer besonderen Beachtung
würdig gewesen wäre.
Ein besonderer Stellenwert wurde von allem Anfang an der Service-Akzeptanz
seitens der Anwender eingeräumt. Eine hohe Service-Akzeptanz als zentrale
Richtgröße war bereits in der Konzeptionsphase an bestimmte Qualitätsvorstellungen
geknüpft, die den Verfasser schließlich zur Aufstellung einiger Grundmaximen
führten. Diesen Service-Grundmaximen wurde während der ganzen Existenz
von GDS stets die höchste Priorität eingeräumt. Die Verwirklichung erfolgte
stufenweise im Laufe der Service-Expansion. Zu diesen - vor allem - qualitativen
Grundmaximen gehören:
-
Programmangebot: breites Angebotsspektrum, Aktualität, hoher Nutzungsgrad,
hohe Qualität/Wartbarkeit,
-
Zugang: Zugangsvielfalt, problemlose Orientierung/ Überschaubarkeit/Navigation,
-
Service: hohe Verfügbarkeit/Stabilität/Ausfallssicherheit/ Integrität,
legale Nutzung.
Aufbaujahre 1995 - 2004
Nach der Einführungsphase setzte eine Entwicklung ein, die im Zeichen einer
allmählichen Ausweitung aller den Service charakterisierenden operationalen
Dimensionen stand - das Angebotsspektrum und Volumen, installierte Hardware,
zugestandene Bandbreite, Zugangsarten, Service-Verwaltungsaufwand (Monitoring,
System-, Datensicherung, Security etc.), generelle Einhaltung der qualitativen
Grundmaximen.

GDS Downloads 1994 - 2004 (Terabyte)
Der Schlüssel zur stetigen Ausweitung des Services lag in einer behutsamen,
aufeinander abgestimmten Steigerung aller Service-Dimensionen begründet.
So wurde in erster Linie das Angebotsspektrum und Volumen in einer ausgewogenen
Weise an die Gegebenheiten stets schrittweise angepasst, vor allem an die
Leistungsfähigkeit der gerade installierten Hardware, vorhandene Massenspeicherkapazität
sowie die verfügbare Bandbreite.
Das schlichte Fehlen einschlägiger Erfahrungen in der Betriebsführung eines
Services derartiger Größenordnung zwang auch zu einer eher vorsichtigen
Expansionsart, insbesondere hinsichtlich der mit vorrangiger Priorität
zu berücksichtigenden Qualitäts- und Grundsatzmaximen. In der Anfangsphase
war es für den Verfasser kaum vorstellbar, Jahre später immer noch als
"One Man Service" aktuelle Datenbestände von mehreren Terabytes im Rahmen
eines stabilen, abgesicherten Betriebes anzubieten.
Es soll aber nicht unerwähnt bleiben, dass jede sich ergebende oder angestrebte
inkrementelle Steigerung der Leistung oder eine Kapazitätsaufstockung bzw.
Bandbreitenvergrößerung Hand in Hand mit der Frage nach der Daseinsberechtigung
von GDS und seiner Nützlichkeit diskutiert wurde.
Durch eine derart moderate Politik der Service-Expansion ist es gelungen,
mit moderaten finanziellen Mitteln das Auslangen zu finden sowie das Downloadvolumen
relativ gut skaliert im Griff zu halten. Die ungefähre Steigerungsrate
des Downloadvolumens betrug 100% pro Jahr, siehe Grafik "GDS Downloads".
Im Laufe der Aufbaujahre wurden unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt und
verfolgt. Sie wurden zum Teil durch die Wunschvorstellung einer weiteren
qualitativen Verbesserung des bestehenden Services motiviert, hatten sich
aus betrieblicher Sicht infolge der fortschreitenden Expansion ergeben
oder wurden zum Teil durch äußere unerwünschte, unerwartet eingetretene
Einflüsse bzw. problematische Ereignisse erzwungen.
Angebotsspektrum, Portfolio:
Es war ein stets großes Anliegen des Verfassers, ein breitgefächertes Angebot
an unterschiedlichen Goodies im Angebot zu halten, um den disparaten Bedarfsvorstellungen
einer möglichst breiten Anwenderschaft zu entsprechen. So wurden grundsätzlich
nicht nur einzelne Softwarekomponenten, sondern auch ganze integrierte
Systeme im Laufe der Zeit ins Programmangebot aufgenommen. Wie oben bereits
angedeutet wurde, konzentrierte sich das GDS-Angebot auf den Bereich der
Informationstechnologien sowie internet-orientierte Anwendungen.
Deshalb stellten Betriebssysteme, Informationssysteme, Mensch-Maschine-Schnittstellen,
System-Hilfsprogramme jeder Art sowie PC-Anwendungen den größten Teil des
Angebotes dar. Dabei wurde ein ganz großer Wert sowohl auf das begleitende
Dokumentationsmaterial zwecks einer sinnvollen Nutzung und Wartung sowie
auch auf Begleitmaterial jeder Art zur autodidaktischen Weiterbildung gelegt.
Zum späteren Zeitpunkt wurden darüber hinaus wichtige Verweise bzw. ganze
Server, die fokussierte Verweise zu einem bestimmten Thema anbieten, ins
Programmangebot aufgenommen. GNU/Linux hatte bei den Anwendern im Laufe der
Jahre beachtlich an Popularität zugelegt. Der gestiegenen Nachfrage - insbesondere
nach unterschiedlichen Linuxdistributionen - wurde im Laufe der Jahre daher
in angemessener Weise Rechnung getragen. Die Attraktivität der Linuxdistributionen
ist infolge der bestehenden Rivalität einem ständigen Wandel unterzogen.
Die gefragtesten Distributionen gehörten aber - in Abhängigkeit von den
verfügbaren Ressourcen oft in mehreren Versionen - stets zum Bestandteil
des GDS-Angebotes.
Zugangsmodi:
Die GDS-Bestände waren anfangs lediglich über das ftp-Protokoll beziehbar,
einem Protokoll, das in den 90er- Jahren für File-Download mit Abstand
am meisten benutzt wurde. Mit dem Aufkommen der Browser gewann das http-Protokoll
zunehmend an Bedeutung. Die Möglichkeit eines Multiprotokoll-Zugangs zu
den GDS-Beständen wurde relativ früh als relevant betrachtet. Dementsprechend
war es erforderlich, Datenstrukturen so anzulegen und zu halten, dass mehrere
unterschiedliche Server unter Beachtung einiger Randbedingungen (Security
etc.) in einem harmonischen Environment koexistieren konnten. So wurde
schrittweise der http-Zugang mit einer benutzerfreundlichen Schnittstelle
implementiert, angereichert mit zusätzlicher Funktionalität wie etwa der
Möglichkeit einer "fliegenden" Entpackung von gegebenen- falls komprimierten
Dateien (rpm-, zip-, tar-Dateien etc.).
Das rsync-Protokoll gewann im Laufe der Zeit wegen seiner besonderen Traffic-Effizienz
beim Abgleich großer Datenmengen zunehmend an Bedeutung. Am GDS wurde dieses
Protokoll daher primär für Anwender implementiert, die selbst größere Datenbestände
lokal halten und aktualisieren. Die http-orientierten Downloads haben massiv
zugenommen und scheinen laut Downloadstatistik zunehmend die klassische,
ftp-orientierte Downloadvariante zu überflügeln.
Sicherung der Datenbestände:
Die anfängliche Sicherung vorhandener Datenbestände war zumindest aus zwei
Gründen sinnvoll:
a) die Aktualisierungsfrequenz der Originaldaten hielt sich in vernünftigen
Zeitperioden;
b) infolge des gesamten, relativ kleinen GDS-Datenvolumens konnte eine Datensicherung
mit den vorhandenen, bescheidenen Backup-Geräten auch in einem akzeptablen
Zeitrahmen erfolgen.
Mit der stetigen Zunahme des Datenvolumens einerseits sowie der immer kürzeren
Updatefrequenz der vorhandenen Datenbestände andererseits drängte sich
zunehmend die Frage nach dem Aufwand/Nutzen einer derartigen Backup-Durchführung
in den Vordergrund. Die Situation war, wie sich bald herausstellte, ohne
massive finanzielle Zuwendung nicht zu bewältigen.
Der Betrieb wurde daher einige Jahre gezwungenermaßen ohne Daten-Backups
geführt. Eine erhebliche Entspannung in dieser Hinsicht konnte erst später
erzielt werden und zwar durch die Schaffung eines abteilungsweiten Hitachi
Backstore im Jahre 2003, das eine extrem hohe Ausfallssicherheit garantiert
(siehe auch: GDS in der Gegenwart).
Betriebssicherheit, Hackerabwehr:
Der umfassende Begriff "Betriebssicherheit" erfuhr eine substanzielle Inhaltsverschiebung
im Laufe der Jahre, im Zuge dessen sich auch im gleichen Maß die Beschäftigungsschwerpunkte
verschoben haben.
Anfänglich stand die Thematik der Sicherstellung der Funktionstüchtigkeit,
Ausfallssicherheit verfügbarer Hard- wareausstattung sowie die Aktualisierung
und Sicherung der Betriebssoftware im Mittelpunkt, übers Internet kommende
Angriffe wurden noch in der Mitte der 90er-Jahre kaum beobachtet. Die Security-Thematik
wurde daher aus Anlassmangel kaum beachtet.
Gegen Ende der 90er-Jahre begannen sich allerdings auftretende Portscans
sowie unterschiedliche Hackerpenetrationen zu häufen, was den Verfasser
rasch zu Überlegungen nach geeigneter Abwehr auf den Plan riefen. Es wurden
alle kommunikationsorientierten Applikationen von den bestehenden Systemen
entfernt, die - wie es bis zu dem Zeitpunkt im Unix-Environment üblich
war - "offenen", nicht verschlüsselten und daher leicht abhörbaren Text
austauschten. Nach der Einführung dieser Maßnahme, als sich der Verfasser
in Sicherheit wiegte, kam es aber zu einem "geringen" Übersehen mit dramatischen
Folgen. Eine einzige, defaultmäßig vorhandene Variable auf der Shell-Ebene
bewirkte, dass die Netzkommunikation zwischen der Root-Konsole und dem
GD-System doch weiterhin im "Klartext" lief. Fazit dieses Übersehens: ein
Lauschangriff war erfolgreich und der Goodie Domain Service zur Gänze -
mehrere Hundert Gigabytes an Datenbeständen - systematisch und restlos
eliminiert. Es gelang nicht zu eruieren, wodurch der Angriff motiviert
war und von wem er tatsächlich ausgeführt wurde. Die Rekonstruktionsarbeit
war eine Lehre neuer Dimension. Mit einem Schlag trat hinsichtlich der
umfangreichen Securitymaßnahmen eine Ernüchterung sondergleichen ein.
In einer ersten Phase wurden an allen Systemen des mittlerweile geschaffenen
GD-Intranetzes IP-Filter mit genau definierten Kommunikationsprofilen installiert.
In einer zweiten Phase wurden relativ einfache Zusatzprozeduren implementiert,
die das automatische Scannen von Logs und das Aussperren von Hosts besorgten.
Damit wurden innerhalb einer definierten Zeitspanne Hosts erfasst und in
die "Dead-List" eingetragen, die außerhalb der definierten Services herumprobierten,
die Ports nach möglichen Vulnerabilitäten absuchten bzw. irgendwelche Schwachstellen
in der eingesetzten Servicesoftware oder Protokollen selbst für Einbruchszwecke
auszunutzen suchten. Diese eingeführte Maßnahme hatte sich als sehr erfolgreich
erwiesen. Dadurch wurden Hackerversuche unterschiedlichen Grades in der
Größenordnung von mehreren Hundert, tageweise Tausend, nach einem Jahr
auf 5 - 15 reduziert. Die Dead-List wird quartalsmäßig ausgewertet, die Top
15 hartnäckigen Hacker dürfen dann in die Dead-List fürs nächste Quartal
aufsteigen.
Service-Zugang, Download-Speed, Bandbreitennutzung:
Die zugestandene, relativ geringe Bandbreite machte sich als knappes Gut
immer deutlicher bemerkbar. Durch einen fortschreitenden Ausbau der lokalen
bzw. quasilokalen Netz-Infrastruktur sowie geeignete netz-topologische
Anpassungen in den Folgejahren wurde der Zugang zu GDS für den österreichischen
akademischen Bereich wesentlich verbessert. Mit der steigenden internationalen
Popularität des Services, die sich in der stetigen Zunahme unterschiedlicher
Hostbesucher manifestierte, drängte sich aber die Frage nach einer geeigneten
Politik der Zugangspriorität auf. Es wurden unterschiedliche Zugangsmodelle
implementiert und ausprobiert, die sich allesamt bei der vorhandenen, geringen
Bandbreite nur mäßig positiv auswirkten.
Im Laufe der Jahre wurde die Bandbreite angehoben, eine spürbare Entspannung
trat jedoch erst im Jahre 2005 mit einer weiteren Bandbreitenanhebung auf
60 Mbps ein. Daraufhin wurden einschlägige, den Zugang nach Ländern regulierende
Prozeduren fallen gelassen. Aktiv wurde nur die Regelung nach der maximalen
Anzahl simultaner Zugriffe per Host bei allen Services beibehalten (in
Abhängigkeit der Protokollart).


GDS Hardware und Manware
GDS in der Gegenwart
Die kontinuierliche Ausweitung des Servicebetriebes brachte es schließlich
mit sich, dass insbesondere zwei Themenkreise - die Frage nach der Service-Ausfallssicherheit
sowie die nach der angemessenen Service-Antwortzeit - enorm in den Vordergrund
gerückt sind und nach einer angemessenen Lösung verlangten. Es sei nur
kurz erwähnt, dass während der Ausbauphase kaum finanzielle Mittel zur
Verfügung standen, die nötig gewesen wären, um die Thematik der Ausfallssicherheit
zufrieden stellend zu lösen. Es wurde daher zu Beginn des Jahres 2002 nach
Alternativen der Beschaffung von finanziellen Mitteln zum nötigen infrastrukturellen
Ausbau gesucht. Durch den relativ hohen Bekanntheitsgrad, dessen sich der
GD-Service in breiteren Kreisen bereits erfreuen durfte, gelang es dem
Verfasser, einige Sponsoren dazu zu bewegen, den nötigen finanziellen Aufwand
für den infrastrukturellen Ausbau zu tragen. Im Zuge dieser Sponsoring-Aktivitäten
konnten substantielle Systemkomponenten beschafft werden, mit deren Hilfe
sich nun ein Service mit hoher Ausfallssicherheit einerseits sowie einer
entsprechend kurzen Service-Antwortzeit realisieren ließ. So wurde zu der
vorhandenen Maschine eine zweite SunSPARC Enterprise 450 angeschafft, beide
Systeme wurden sowohl CPU- als auch arbeitsspeichermäßig auf ihre volle
Kapazität von je 4 CPUs und je 4 Gb ausgebaut, High-Speed-Fibre-Channel
Gigabit-Interfaces für die Anbindung an das inzwischen installierte, abteilungsweite
SAN Hitachi-Backstore sowie Gigabit-Interfaces zwischen beiden Maschinen
installiert. Darüber hinaus wurden Massenspeicher, TFT-Display, ein PC
mit 1 Tb Speicherkapazität zur Realisierung des Sourceforge-Spiegels sowie
ein PC zum Testen von Linuxdistributionen und Software angeschafft. Durch
den weiteren Ausbau des Hitachi-Backstore im Monat Mai stehen dem GD-Service
jetzt insgesamt etwa 2,5 Tb zur Verfügung, unter Zunahme aller anderen
angeschlossenen und benutzten Speicher werden vom GD-Service gegenwärtig
alles in allem ungefähr 4 Tb an Software angeboten. Durch die Nutzung des
extrem ausfallssicheren Hitachi-Backstore wurde auch die relativ problembehaftete
Thematik nach geeigneter Backup-Philosophie definitiv ad-acta gelegt.
Die Anbindung vom Backstore-Speicher ist so ausgeführt, dass im Ausfallsfall
einer der beiden zentralen Maschinen die andere funktionsfähige Maschine
durch eine einfache Rekonfiguration jeweils die volle Last übernehmen kann.
Die GD.tuwien.ac.at wird im internationalen Umfeld propagiert, ist daher
in erster Linie für den nicht lokalen Bedarf gedacht. GD4.tuwien.ac.at
(alias GD4ME.tuwien.ac.at) wird hingegen im internationalen Umfeld nicht
erwähnt. Diese möge primär von der lokalen sowie quasilokalen Klientel
in Anspruch genommen werden. Beide Maschinen offerieren aber uneingeschränkt
das selbe Programmspektrum und sind über die gleichen Protokolle sowohl
lokal als auch remote erreichbar. Der Anwender kann je nach seiner Präferenz
zwischen den Zugangsarten ftp, http bzw. rsync wählen.
Das Handling der täglichen Betriebsführung eines Service dieser Größenordnung
lässt sich nicht nach dem Do-it-Schema "Erstens, Zweitens, Drittens" beschreiben.
In der Regel sind vielfältige Aktionen nötig, die einander überlagern,
die aus dem laufendem Monitoring der Ressourcennutzung, des Hostverhaltens,
der Überwachung einer Fülle von zum Teil speziell zugeschnittenen Download-Skripts
sowie der Auswertung von mehreren Logs bestehen.
Auf die Gestaltung des Angebotsprogramms, insbesondere seiner Auswahl,
sei hier noch in Umrissen eingegangen. Das Programmangebot des GDS unterliegt
einer ständigen Gestaltung sowie Anpassung an manifestierte Anwenderbedürfnisse,
die sich zum erheblichen Teil aus ständigen Beobachtungen sowie Auswertungen
des Downloadprofils ergeben. Das Downloadprofil ermöglicht klarerweise
einen deutlichen Aufschluss über die Anwenderattraktivität der jeweiligen
Goodies. Außerdem werden vom Verfasser bzgl. des weltweiten Internet-Angebotes
ständig Neuankündigungen sowie Diskussionen über unterschiedliche Informationskanäle
verfolgt, um neue Entwicklungen oder Komponenten, die für die Anwender
möglicherweise von potenziellem Interesse sein könnten, zeitgerecht in
das bestehende Programmspektrum aufzunehmen, am Anfang zur Beobachtung,
sozusagen testweise. Nicht zuletzt werden auch konkrete Wünsche bzw. besondere
Präferenzen sowie angebotsspezifische Hinweise seitens der Anwender gerne
entgegengenommen und verfolgt. Bei der Ressourcenzuteilung wird insbesondere
bei voluminösen Objekten auf ihre Attraktivität bedacht genommen. Sehr
gefragte Objekte werden darüber hinaus auf schnelle Massenspeicher verlegt,
weniger gefragte gegebenenfalls in ihrem Umfang auf ein sinnvolles Minimum
reduziert (etwa ältere Versionen fallen gelassen).
Der GDS Service wird auch am Wochenende, außerhalb der Dienstzeit, vom
Verfasser - oft von unterschiedlichen remote Orten - ständig im Auge behalten.
Dadurch konnte eine sehr hohe Serviceverfügbarkeit sowie Aktualität der
Datenbestände über längere Zeiträume immer garantiert werden. Der Verfasser
weiß aus zahlreichen Zusprüchen, die ihm zuteil wurden, dass die Anwender
das auch zu schätzen wissen.