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Erste Windows 2003 Server Erfahrungen eines ungeschulten Administrators

Albert Blauensteiner

Im Folgenden sollen einige erste Eindrücke und Erfahrungen mit dem neuen Server- Betriebssystem Windows 2003 dargelegt werden.

Zunächst stellt sich immer die grundsätzliche Frage, warum man ein neues Serverbetriebssystem überhaupt aufsetzen soll. Nur schwer lässt sich von vornherein abschätzen, ob die Risiken, die ein neues System mit den noch nicht vorhandenen Erfahrungen die Vorteile der zahlreichen Neuversprechungen und Verbesserungen aufwiegen. Sicherlich ist es auch ein Unterschied, ob man ein System für eine neue Anwendung erstmals neu konzipiert oder ob man in einem bestehenden Umfeld mit einem mehr oder weniger zufrieden laufenden System ein Upgrade vornehmen will. Letzteres war bei mir der Fall und die Motivation zu einem Upgrade von Windows 2000 Server auf Windows 2003 Server war nicht technisch begründet sondern darin, mir auf Grund eines Hardwareumstieges konkret ein Bild des neuen Serverbetriebssystems zu machen, um dessen Einsatz auf dem Campus ganz konkret beurteilen zu können. 

Grundsätzlich empfiehlt es sich, wenn man es sich betrieblich leisten kann und einen Tag Betriebspause einlegen kann, das System nicht upzugraden sondern neu zu installieren. Damit erspart man sich meistens eine ganze Reihe von Folgeproblemen, die die Neueinstellung der benutzerspezifischen Eigenschaften bei weitem aufwiegen. Außerdem wird viel unnötiger Ballast, der sich im Laufe der Jahre in der Registry ansammelt, abgeworfen. 

Die Installation von Windows 2003 Server ist völlig problemlos. Das System ist optisch Windows XP vollkommen angeglichen und ebenso wie XP auf NT Technologie basierend. Nach der Installation ist das System wie eine Desktop Workstation Installation benützbar, alle Servereigenschaften sind disabled oder noch nicht installiert, was ein positiver Ansatz ist, nicht zu letzt in Hinblick auf Security. 

Beim Einrichten einer Domain bzw. spezifischer Server - wie bei mir dem Exchange 2003 Server - habe ich den Weg gewählt, die Systemwartung der Abteilung Standardsoftware an der Technischen Universität Wien in Anspruch zu nehmen und einen entsprechenden Call zur Unterstützung abzusetzen. Das empfiehlt sich grundsätzlich, wenn man - wie es bei mir der Fall ist - ein typischer, nicht geschulter Systemadministrator ist, der aus organisatorischen Gründen einen Server zu betreuen hat, aber keine speziellen Schulungen in Anspruch genommen hat. Das fiel mir "zufällig" umso leichter, da ich als Leiter der Abteilung Standardsoftware um die Qualität der Plattformunterstützung Bescheid weiß und die Effizienz dieses Einsatzes schätze. Prompt bekam ich auch erstklassige Unterstützung, wobei das Aufsetzen der Domain und der einzelnen Server keinerlei Schwierigkeiten bereitete, wenngleich die konkreten Arbeiten zum Teil kompliziert und nicht übersichtlich sind und man sich vor diesen Arbeiten genau im Klaren sein sollte, was für Funktionen man mit dem Server plant und wie das organisatorische und betriebliche Umfeld gestaltet werden soll. Man sollte sich auch vom Active Directory Service nicht einschüchtern lassen. Wenn man sich damit nicht weiter beschäftigen will, so hat man nach der Installation tatsächlich weiter nichts damit zu tun. User lassen sich ganz leicht auch in Gruppen strukturieren. Trees und Forrests können in Windows 2003 leicht und viel besser als in Windows 2000 gemanagt werden. 

Unverständlich bleibt, warum Microsoft die Produkte Windows 2003 Server, Exchange 2003 Server und Office 2003 doch zu so ziemlich verschiedenen Zeitpunkten auf den Markt bringt, wo gerade diese Kombination von einander abhängig ist und auch nur zusammen sinnvoll installiert werden kann. In diesem Zusammenhang möchte ich gleich erwähnen, dass Office 2003 bis zum Zeitpunkt meiner Installation noch immer nur als Beta Version verfügbar war. Das brachte mir das Problem, dass Outlook 2003, so nett es auch aussieht, völlig unbrauchbar war, weil bereits Eigenschaften wie Mail Forward nicht funktionierten. Nach wie vor unverständlich ist es mir, dass bei neuen Office Versionen nach wie vor gleiche Einstellungen in den Optionsmenüs völlig unterschiedlich aufzufinden sind und gehandhabt werden wie z.B. Pfadeinstellungen etc. Nett ist in Outlook 2003, dass auch endlich das Newsservice direkt eingebettet ist. Die Synchronisation mit meinem PDA funktioniert problemlos. Die Mails werden zum Teil neu und recht übersichtlich strukturiert dargestellt. 

Es ist auch kein Problem, alle gängigen Applikationen wie Acrobat in den neuesten Versionen unter Windows 2003 Server zu installieren. Selbst die Brennersoftware Nero funktioniert in der neuesten Version 6 problemlos. Meinen einzigen Blue Screen habe ich erhalten, als ich die vorher erwähnte Office 2003 Beta 2 Version auf Empfehlung von Microsoft mit einem am Netz verfügbaren Patch updaten wollte. 

Es sieht auch so aus, als ob alle gängigen Peripheriegeräte und Devices problemlos mit den XP Treibern funktionieren. Unrühmliche Ausnahme ist Logitech, sowohl Mäuse als auch Kameras werden unter Windows 2003 Server nicht unterstützt. Dazu erteilte mir Logitech die Auskunft, dass sie aus strategischen Gründen keine Serversysteme (auch Linux) unterstützen und auch nicht vorhaben, diese in Zukunft zu unterstützen. Selbstverständlich funktionieren aber die Standarddriver auch für Logitech Mäuse. Daher habe ich mir eine Microsoft Maus angeschafft, hier kann ich jetzt in gewohnter Weise auch meine mittlere Maustaste belegen. Nebenbei habe ich dabei festgestellt, dass diese Maus viel sensitiver reagiert und viel handlicher ist, was dazu führt, dass ich dieser Maus in Zukunft einen Vorzug gegenüber Logitech einräumen möchte. Sicherlich freut sich auch die Firma Logitech, dass ich meinen Server nicht mehr mit ihren Mäusen "verunreinigen" muss. 

Auch der Internet Information Server wird glücklicherweise so installiert, dass keine sicherheitsspezifischen Probleme in der Standardinstallation offen sind. Übrigens lässt sich leicht das ganze Desktop Erscheinungsbild so einstellen, wie man es von Windows 2000 gewohnt war. So wird man nicht von der XP Modernität "belästigt". 

Zu empfehlen ist das interne Microsoft Backup, weil man auf diese Weise ganz gezielt alle kritischen Systemdateienbestände retten kann, auch wenn sie selbst im System zum Zeitpunkt des Backups verwendet werden. Problemlos unterstützt werden auch DVD Drives, ebenso Videos. Mit dem Einsatz des Terminal Servers können leicht andere User Zugang zum Windows 2003 Server erhalten, die Performance ist dabei sehr gut. Zum Shut Down benötigt der Server über 10 Minuten, eine doch ungewöhnlich lange Zeit, allerdings sollte das Herunterfahren des Rechners hier die Ausnahme darstellen. Mit der Hyperthreading Technologie des Pentium 4,3 GHz werden zwei virtuelle Prozessoren deutlich merkbar zur Lastverteilung eingesetzt. 

Übrigens ist Java Virtual Machine nicht verfügbar, dies entspricht der neuen Microsoft Vorgangsweise, ab sofort die Betriebssysteme aufgrund des Rechtsstreits mit Sun damit nicht mehr auszurüsten. Java VM kann man aber ohne Probleme von SUN beziehen und installieren. Diese Konfiguration ist allerdings nur dann für einen Windows 2003 Server Benutzer umständlich, wenn man sich - wie ich - auf dem gleichen System als User einrichtet, um einen Arbeitsplatz zu sparen. 

Nach einiger Zeit habe ich mir die Norton Internet Security installiert, die an sich nicht für Serversysteme vorgesehen ist. Es gab dabei aber keinerlei Schwierigkeiten und außerdem war es recht einfach, die Einstellungen auf die notwendigen Dienste anzupassen. Das betraf das User Logon, das Webservice, das Filesharing so wie einige externe Dienste wie das Backup von außen. Aufpassen muss man nur beim Startup: Derzeit ist es bei meinem System so, dass ich händisch Netlogon starten muss, danach alle Exchange Dienste und erst danach den Firewall. 


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