Entwicklung der Daten- und Telekommunikationsinfrastruktur zur Institutsversorgung an der TU Wien

Wolfgang Meyer

Die Daten- und Telekommunikationsverkabelung stellt einen wichtigen Teil der Gebäudeinfrastruktur der Technischen Universität Wien dar. Es werden die aktuellen Entwicklungen auf dem Gebiet der Verkabelungstechnik und der darauf aufbauenden Netzwerktechnologien für die Institutsversorgung dargestellt und die sich daraus ergebenden Anforderungen und Möglichkeiten aufgezeigt.

Historische Entwicklung

Basierend auf dem Beschluss des Akademischen Senats vom Jänner 1985 über die Errichtung von TUNET zur flächendeckenden Versorgung der TU Wien mit Datenkommunikation wurde begonnen, den Instituten EDV-Dienstleistung auf Basis von Terminalzugängen zu zentralen Rechnersystemen zur Verfügung zu stellen. Ab 1989 wurde schrittweise Local Area Network Technologie auf Basis von Ethernet zur flächendeckenden Versorgung der Institute mit Datenkommunikationsanschlüssen eingesetzt.

Thinwire - Thickwire

Die für die Institutsversorgung meist zum Einsatz gelangende Netzwerktechnologie - 10Base2-Ethernet auf Thinwire Kabeln - erforderte die Verlegung von Koaxialkabeln mit ca. 6 mm Durchmesser - Thinwire - in Form eines maximal 185 m langen Segments. Diese Segmente wurden dem damaligen Stand der Technik entsprechend durch aktive Komponenten - Repeater - verbunden. Repeater verbinden diese Segmente elektrisch und sorgen für eine Signalregeneration. Diese Repeater von der Größe eines kleineren PC-Gehäuses können relativ leicht in vorhandenen Installationsschächten oder ähnlichen Stellen untergebracht werden, siehe Abbildung 1.

Abb. 1
Abbildung 1: Thinwire-Repeater in einem Installationsschacht montiert

Die weitere Verbindung innerhalb der Gebäude und zum Teil auch Gebäudeverbindungen wurden mit 10Base5-Thickwire ("dickes gelbes Kabel") mit maximal 500 m Segmentlänge realisiert. Damit konnten, dem damaligen Stand der Technik entsprechend, mit geringem Verkabelungsaufwand weite Bereiche relativ schnell mit Datenkommunikationsanschlüssen versorgt werden. Diese Technologie bietet mehrere Vorteile:

Für die Anforderungen der frühen 90er Jahre war die Bandbreite von 10 MBit/s für alle an einem Segment angeschlossenen Geräte gemeinsam bei weitem ausreichend. Besonders aus heutiger Sicht sind mit dieser Form der Verkabelung aber auch massive Nachteile verbunden: Die für alle Systeme gemeinsam zur Verfügung stehende Netzwerkbandbreite von 10 MBit/s ist für heutige Anforderungen nicht mehr ausreichend. 10 MBit/s entspricht bei schnellstmöglicher Datenübertragung zwischen zwei Systemen z. B. mit FTP einem Durchsatz von 700-900 KByte/s. Jedes heute gängige Computersystem ist in der Lage, die zur Verfügung stehende Bandbreite komplett zu nutzen, wodurch im Falle der Überlastung die Geschwindigkeit der Übertragung für alle angeschlossenen System drastisch beeinträchtigt wird.

Verbesserung durch Lasttrennung mit Bridges

Eine Bridge ist eine aktive Netzwerkkomponente, die in der Lage ist, Tabellen von Ethernetadressen - auch MAC-Adressen genannt - zu verwalten. Diese Ethernetadressen, 48 Bit lang, sind weltweit eindeutig und einem Netzwerkinterface in einem Computersystem, z. B. einer Netzkarte, zugeordnet. Auf Basis dieser Adressen wird die Kommunikation mit Ethernetpaketen - Frames - in einem LAN - Local Area Network - abgewickelt. Eine Bridge verfügt typischerweise über zwei Anschlüsse für Ethernetsegmente. Die Bridge lernt durch Beobachtung des Netzwerkverkehrs, welche Ethernetadressen welchem Segment zuzuordnen sind, und verwaltet entsprechende Tabellen. Dadurch ist eine Bridge in der Lage zu filtern und Verkehr vom einen in das andere Segment nur dann weiterzuleiten, wenn die Zieladresse im anderen Segment zu finden ist, siehe Abbildung 2.

Abb. 2
Abbildung 2: Funktionsweise einer Ethernet-Bridge

Diese Eigenschaft ermöglicht das Auftrennen von Segmenten und das Abschotten von Bereichen, die lokal sehr viel Netzwerkverkehr produzieren. Repeater und Bridges zur Institutsversorgung sind noch in manchen Gebäudeteilen - besonders an den Standorten Hauptgebäude, Getreidemarkt sowie an kleineren Standorten wie Argentinierstraße, Karlsgasse, Theresianumgasse und Gußhausstraße 28 - in Betrieb.

Verkabelung nach EN50173

Ab 1994 wurden größere Bereiche der Institutsversorgung nur mehr entsprechend dem damaligen Normentwurf und der späteren Norm EN50173 (Informationstechnik anwendungsneutrale Verkabelungssysteme) auf Basis von Kupferkabeln der Kategorie 5 neu errichtet. Dadurch war in der Verkabelung eine völlige Neuorientierung erforderlich. Diese Norm gliedert die Verkabelung hierarchisch in Teilbereiche:

Primäre Verkabelung: Verbindungen zwischen den Gebäudeverteilern bzw. Standortverteilern
Sekundäre Verkabelung: Verbindungen der Gebäudeverteiler mit den Etagenverteilern
Tertiäre Verkabelung: Verbindungen von den Etagenverteilern zu den informationstechnischen Anschlüssen

Abb. 3
Abbildung 3: Prinzip der Verkabelung nach EN50173

Während für die Primär- und die Sekundärverkabelung wegen der Anforderung, größere Distanzen mit entsprechenden Bandbreiten zu überwinden, der Einsatz von Lichtwellenleitern zwingend ist, wurden für die Tertiärverkabelung die Einsatzmöglichkeiten von Lichtwellenleitern und Kupferkabeln der Kategorie 5 miteinander verglichen. Wegen des günstigeren Preises der aktiven Komponenten und der Interfacekarten auf der Seite der Endsysteme wurden bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt an der TU Wien die Weichen in Richtung flächendeckende Versorgung mit strukturierter Verkabelung auf Basis von Kupferkabeln der Kategorie 5 gestellt. Die zum Einsatz gelangenden Kabel der Kategorie 5 bestehen aus 4 Paaren, wobei jedes Paar verdrillt ("twisted pair") ist, um die Übertragungseigenschaften zu verbessern. Der an der TU Wien ausschließlich verlegte Typ, ein so genanntes Shielded-Shielded-Twisted-Pair-Kabel - SSTP - ist etwas aufwendiger aufgebaut. Jedes Paar wird von einer Schirmung geschützt und alle Paare werden gemeinsam noch einmal von einem Schirm umschlossen, siehe Abbildung 4.

Abb. 4
Abbildung 4: Aufbau eines Shielded-Shielded-Twisted-Pair-Kabels.

Dieser Kabelaufbau gewährleistet im Gegensatz zu den vor allem im angloamerikanischen Raum verbreiteten Unshielded-Twisted-Pair-Kabeln eine besonders störungsunempfindliche Signalübertragung. Die an der TU Wien eingesetzten Kabel sind besonders hochwertig und übertreffen die geforderten Werte im Bereich der Übertragungsparameter bei weitem. Alle an der TU Wien verlegten Twisted-Pair-Kabel sind im Gegensatz zur Kategorie 5 Norm mit 100 MHz mindestens für 300 MHz geeignet, um zukünftigen Anforderungen gerecht zu werden.

Strukturierte Verkabelung

Eine der Norm EN50173 entsprechende Tertiärverkabelung erfordert die Verlegung eines Kabels von einem Etagenverteiler zu jedem Anschlusspunkt. Damit ergeben sich gegenüber der oben beschriebenen Thinwire-Verkabelung gravierende Änderungen. Da zu jedem Anschlusspunkt ein eigenes Kabel verlegt werden muss, sind entsprechend umfangreiche Tragsysteme, Kabeltassen und Kabelkanäle erforderlich, die mit entsprechendem baulichem Aufwand erst neu errichtet werden müssen. In den sternförmigen Endpunkten, den Etagenverteilern, ist genügend Platz zur Aufnahme von 19 Zoll Schränken notwendig, um einerseits die hohe Anzahl von Twisted-Pair-Kabeln aufführen zu können und andererseits die Unterbringung der aktiven Netzwerkkomponenten zu ermöglichen. Diese Etagenverteiler mit einem typischen Flächenbedarf von 4-6 m2 müssen möglichst im Zentrum des zu versorgenden Bereichs platziert werden, da die maximale Länge eines Kabels von der Norm mit 90 m fix vorgegeben ist und unter keinen Umständen überschritten werden darf. Da an der TU Wien Nutzflächen eine kostbare Ressource sind, ist es meist nicht einfach, in Zusammenarbeit mit den Nutzern in den betroffenen Bereichen geeignete Standorte für diese Etagenverteiler zu finden, die - auch  um Wartungsarbeiten zu erleichtern - direkt von einem Gang aus zugänglich sein müssen. In vielen Fällen müssen diese Etagenverteiler erst durch Abmauern von Gangnischen oder Nutzung von größeren Installationsschächten oder Wandverkleidungsnischen gewonnen werden, wobei vor allem in den ersten Jahren des Ausbaus der strukturierten Verkabelung aus Raumnot oft mehr improvisierte als wirklich gut geeignete Lösungen entstanden sind.Trotz der aufwendigen und manchmal nicht unproblematischen Installation weist diese sternförmige Verkabelung aber prinzipbedingt einige wichtige Vorteile auf: Damit ist diese sternförmige strukturierte Verkabelung wesentlich stabiler im Betrieb und zukunftsicherer in Bezug auf zukünftige Entwicklungen. Der Nachteil, der sich aus der aufwendigen Installation ergebende höhere Preis der Errichtung einer strukturierten Verkabelung, wird aber durch die Vorteile in Bezug auf Leistungsfähigkeit, Betriebsstabilität und Zukunftsicherheit mehr als aufgewogen.

Dosen, Stecker und Patchkabel

Aus Kostengründen werden ausschließlich Doppeldosen mit zwei RJ-45 Buchsen installiert. An jede Dose können daher mittels Patchkabel zwei Endsysteme direkt angeschlossen werden. Die Qualität dieser Patchkabel ist ausschlaggebend für die Qualität der Übertragung, die auf der gesamten Übertragungsstrecke ("Link") vom Endsystem bis zur aktiven Netzwerkkomponente erreicht werden kann.

Der bei Patchkabeln zum Einsatz gelangende Kabeltyp ist einfacher, mit geringerem Durchmesser aufgebaut, für die Montage von RJ-45 Steckern geeignet, und ist damit durch das biegsamere dünnere Kabel für den Anschluss von Endgeräten leichter handhabbar, siehe Abbildung 5 rechts. Flachbandkabel, siehe Abbildung 5 links, eventuell ebenfalls mit passendem RJ-45 Stecker konfektioniert, wie sie teilweise für den Anschluss von Telefonen oder ISDN Endgeräten verwendet werden, sind definitiv für die Anforderungen der Datenkommunikation nicht geeignet und dürfen keinesfalls verwendet werden.

Abb. 5
Abbildung 5: Links, Anschlussdose für Telekommunikationsendgeräte, Telefone geeignet. Rechts, Twisted-Pair-Anschlussdose für Datenkommunikation.

Als Übertragungstechnik wird auf diesen Twisted-Pair-Kabeln zum Anschluss von Endsystemen im Bereich der TU Wien ausschließlich Ethernet mit 10 MBit/s 10Base-T-Ethernet oder 100 MBit/s 100Base-TX-Ethernet eingesetzt. Diese beiden Übertragungsverfahren benötigen nur zwei der vier in einem Kategorie 5 Kabel vorhandenen Adernpaare. Die besonders in der Anfangszeit der Errichtung strukturierter Verkabelung hohen Kosten und die Tatsache, dass bis etwa 1998 keine Übertragungstechnologie für den Einsatz im TUNET relevant war, die alle vier Paare für die Übertragung gleichzeitig benötigt hätte, führte zu einer Installationsform, die nur ein Kabel pro Doppeldose erforderte und als "halb aufgelegt" bezeichnet wird. Hierbei werden zwei Paare des vierpaarigen Kategorie 5 Kabels auf dem linken Anschluss und zwei Paar auf dem rechten Anschluss aufgeschaltet. Seit 1998 werden keine halb aufgelegten Anschlüsse mehr errichtet, sondern es werden an jede Doppeldose grundsätzlich zwei Kabel herangeführt und alle vier Paare pro Anschluss beschaltet ("voll aufgelegt"). Dies wird in Zukunft auch den Einsatz von Gigabit Ethernet über Kategorie 5 Kabel ermöglichen, wobei alle vier Adernpaare zur Übertragung gleichzeitig genutzt werden müssen.

Dosenbeschriftung an der TU Wien

Um die Anschlüsse auf den Twisted-Pair-Anschlussdosen eindeutig zu identifizieren, wird auf jeder Dose eine Beschriftung angebracht.

Abb. 6
Abbildung 6: Twisted-Pair-Anschlussdose, voll aufgelegt

TP: Bezeichnung eines Twisted-Pair-Kabels nach TUNET Konvention
DC02O12: Raumcode der TU Wien in diesem Beispiel
DC: Freihaus roter Bereich
02: 2. Stock
O12: Raumbezeichnung
fortlaufende Anschlussnummer innerhalb eines Raumes
1: linker Anschluss
2: rechter Anschluss

Abb. 7
Abbildung 7: Halb aufgelegte Anschlussdose

TP-BH0109: Twisted-Pair-Kabel und Raumcode wie oben
-1: fortlaufende Dosennummer innerhalb eines Raumes
A: linker Anschluss
B: rechter Anschluss

Aufgrund dieser Bezeichnung kann daher die Art der Beschaltung abgeleitet werden.

Telefonieverkabelung

Anschlussdosen, die ausschließlich für Telekommunikation verwendet werden können, siehe Abbildung 5 links, sind mit "TK-", Raumcode und fortlaufender Nummer wie oben bezeichnet. Da eine Telekommunikationsanschlussdose üblicherweise nur von einem Adernpaar versorgt wird, ist nur der linke der beiden Anschlüsse aktiv und kann zum Anschluss eines Endgerätes, in der Regel eines Telefons, verwendet werden.

In allen Bereichen, wo seit 1998 in größerem Umfang strukturierte Verkabelung neu errichtet wurde, wird diese Verkabelung auch für die Telefonie benutzt. Es ist auf den 4-paarigen Twisted-Pair-Kabeln technisch leicht möglich, sowohl 2-Draht Telefoniedienste als auch 2-Draht ISDN Dienste oder einen 4-Draht ISDN S0-Bus direkt an einen Arbeitsplatz heranzuführen.

An den Twisted-Pair-Anschlüssen, die für Telefonie genutzt werden sollen, werden kleine Einsätze montiert, die den kleineren RJ11-Steckern, die für den Anschluss von Telefonen Verwendung finden, angepasst sind. Dadurch soll, auch um Beschädigungen von Endgeräten zu vermeiden, verhindert werden, dass an Anschlüsse, die für Telefone beschaltet sind, irrtümlich Endgeräte für Datenkommunikation angeschlossen werden.

Durch die Versorgung von einem zentralen Punkt, dem Etagenverteiler aus, ist volle Flexibilität bei Veränderungen von Standorten oder Neuerrichtungen von Telefonanschlüssen gegeben. Dies ist ein besonders in einem dynamischen universitären Umfeld wichtiger Aspekt.

Aktive Komponenten auf strukturierter Verkabelung

Für die Versorgung strukturierter Verkabelung durch aktive Komponenten gibt es grundsätzlich die Möglichkeit, so wie bei Thinwire-Verkabelung Repeater einzusetzen. Diese Art der Versorgung, Repeater mit 10 MBit/s, wurde vor allem in den zu einem frühen Zeitpunkt mit strukturierter Verkabelung ausgestatteten Bereichen aus Kostengründen angewandt. Die prinzipellen Nachteile der Versorgung mit Repeatern bleiben dabei unverändert. Der gesamte Datenverkehr aller mittels eines Repeaters zu einem Segment zusammengefassten Anschlüsse ist auf allen Anschlüssen sichtbar, damit ist prinzipiell die Möglichkeit des Mithörens gegeben, und die Bandbreite von 10 MBit/s steht nur einmal für alle angeschlossenen Systeme gemeinsam zur Verfügung.

In Fällen, wo die Anzahl der installierten Anschlüsse in einem Raum für die Anzahl der zu betreibenden Endsysteme nicht ausreicht, ist es, nach Prüfung der Gegebenheiten durch den ZID, prinzipiell möglich, Kleinrepeater direkt an den Twisted-Pair-Anschlüssen in den Institutsbereichen zu betreiben. Dadurch kann zwar die Anzahl der zur Verfügung stehenden Anschlüsse erhöht werden, es müssen aber zusätzlich zur Problematik der geeigneten Verlegung eines Patchkabels von jedem Endsystem zu diesem Kleinrepeater alle prinzipiellen Nachteile der Versorgung mit Repeatern in Kauf genommen werden.

Ethernet-Switche

Ab ca. 1997 wurde durch den raschen Fortschritt der Netzwerktechnik eine weitere Type von Netzwerkkomponenten vom Preis-/Leistungsverhältnis her relevant. Ethernet-Switche sind Multiport-Bridges. Sie funktionieren wie eine Bridge, nur verfügt der Switch über typischerweise 12 bis 48 Twisted-Pair-Anschlüsse. Für jeden dieser Anschlüsse verwaltet der Switch, wie eine Bridge, Tabellen mit Ethernet MAC-Adressen und ist daher in der Lage, den Verkehr auf Basis der Ethernet Zieladresse zu klassifizieren und nur auf den Anschluss (das Port) weiterzuleiten, an dem das Empfängersystem des Ethernetpaketes angeschlossen ist. Broadcast-Pakete erfahren eine spezielle Behandlung, da sie entsprechend der Definition an alle Systeme innerhalb eines Segmentes einer Broadcastdomain weitergeleitet werden müssen. Die einzelnen Ports eines Switches sind durch eine sehr schnelle Verbindung (Backplane) miteinander verbunden, sodass ein Switch in der Lage ist, mehrere Verkehrsströme mit der maximalen Geschwindigkeit der einzelnen Ports gleichzeitig weiterleiten zu können. Damit werden die Nachteile von Repeatern, Abhörmöglichkeiten und geteilte Bandbreite für mehrere Anschlüsse, vermieden.

Grundsätzlich stehen Ethernet-Switche mit 10 MBit/s Ports und Ethernet-Switche 10/100 MBit/s Ports zur Verfügung, wobei 10/100 MBit/s Ports beide Geschwindigkeiten unterstützen. In der Standardkonfiguration wird die Auswahl der maximalen Geschwindigkeit zwischen dem angeschlossenen Netzwerkinterface des Endsystems und dem Switchport automatisch ausgehandelt ("autosensing"). Dieser Mechanismus funktioniert in den meisten Fällen problemlos, es kann aber in Problemfällen auch eine fixe Einstellung vorgenommen werden.

Bei der Standardkonfiguration "half duplex" kann der Datenverkehr auf einem Anschluss zu einem Zeitpunkt nur in eine Richtung laufen, vom Switch zum Endsystem oder umgekehrt. Diese Einstellung ist für typische Arbeitsplatzrechner sinnvoll. Für Serversysteme mit massivem Datentransfer in beide Richtungen kann die Konfiguration auf "full duplex" geändert werden, wodurch der Datentransfer gleichzeitig in beide Richtungen ermöglicht wird.

Da der Einsatz von Switches ein sehr effizientes Mittel zu Leistungssteigerung in lokalen Netzen ist, werden in mit TUNET neu zu versorgenden Bereichen seit 1998 fast ausschließlich Switche installiert, und wo möglich vorhandene Repeater durch Switche ersetzt.

Virtuelle LANs

Eine weitere Technologie, die eine wesentlich flexiblere Gestaltung des Netzes ermöglicht, ist der Einsatz von virtuellen LANs (VLANs), Virtual Local Area Networks.

Ein Ethernetswitch ist in der Lage, jedes Port einem virtuellen LAN auf Basis einer dreistelligen Nummer (VLAN-ID) zuzuordnen. Damit wird die Verbreitung des Datenverkehrs weiter eingeschränkt, da der Datenverkehr innerhalb eines Switches prinzipiell auf ein VLAN beschränkt bleibt. Auch Broadcasts werden nur innerhalb eines VLANs verbreitet. Diese Trennung in VLANs ermöglicht, durch die Zuordnung von unterschiedlichen organisatorischen Einheiten (z. B. Instituten) zu unterschiedlichen VLANs, mit einem Switch mehrere räumlich benachbarte Bereiche logisch so zu trennen, dass der Netzwerkverkehr des einen Bereiches oder VLANs für den anderen Bereich, das andere VLAN, vollständig unsichtbar bleibt, siehe Abbildung 8.

Abb. 8
Abbildung 8: Switch mit 2 VLANs für 2 Institute

Es besteht ohne weitere netzwerktechnische Maßnahmen wie Routing - Weiterleitung von Datenpaketen auf Basis von IP-Adressen - keine Möglichkeit der Kommunikation zwischen unterschiedlichen VLANs, sodass jede Form des Mithörens des Datenverkehrs eines anderen VLANs ausgeschlossen werden kann, auch wenn die Versorgung physisch über den gleichen Switch läuft. Der Einsatz von VLANs unterstützt daher auch den Einsatz von Firewalls, da bei passender Zuordnung von VLANs zu den zwei Interfaces einer Firewall, von dieser Firewall die vollständige Kontrolle über den Datenverkehr zwischen diesen VLANs ausgeübt werden kann. Diese angeführten Möglichkeiten der Beschränkung und Kontrolle des Datenverkehrs stellen eine weitere signifikante Verbesserung der Sicherheit der Datenübertragung in "geswitchten" Netzen dar.

Switche sind auch in der Lage, den Verkehr mehrerer VLANs über eine physische Verbindung auf einen weiteren Switch weiterzuleiten und dort den entsprechenden VLANs wieder richtig zuzuordnen, siehe Abbildung 8. Damit ist die Nutzung von VLANs nicht auf einen Etagenverteiler beschränkt sondern kann - entsprechende strukturierte Verkabelung und geeignete aktive Netzwerkkomponenten vorausgesetzt - überall in einem Gebäudekomplex und mit gewissen Einschränkungen auch gebäudeübergreifend an allen zentralen Standorten der TU Wien erfolgen. Es ist daher möglich, praktisch in jedem Raum eines Gebäudes jedes VLAN zur Verfügung zu stellen und dadurch das Netz unabhängig von den räumlichen Gegebenheiten im Wesentlichen nach organisatorischen Gesichtspunkten zu strukturieren. Die Zielvorstellung für die nähere Zukunft kann - von Ausnahmen und Besonderheiten, die in einem dynamischen Universitätsbetrieb unvermeidlich sind, abgesehen - auf den Punkt gebracht werden mit:

ein Institut <> ein IP-Subnetz <> ein VLAN
 

Strategien der Neuverkabelung

In allen Projekten, wo einzelne Bereiche neu adaptiert oder komplette Gebäude neu ausgestattet werden, wird ausschließlich strukturierte Verkabelung mit voll aufgelegten Anschlüssen neu errichtet. Es werden grundsätzlich Doppeldosen installiert, wobei von einer Anzahl von zwei bis drei Doppeldosen pro Arbeitsplatz (also vier bis sechs Anschlüssen) ausgegangen wird. In Fällen, wo in guter Kooperation mit der Wirtschaftsabteilung im Rahmen von Sanierungsmaßnahmen in einzelnen Institutsbereichen oder Gebäudeteilen in größerem Umfang strukturierte Verkabelung neu errichtet wird, wird diese Verkabelung dem Stand der Technik entsprechend auch für die Telefonie genutzt. Damit ist die Anzahl von vier bis sechs Anschlüssen pro Arbeitsplatz erforderlich, um entsprechende Reserven für zukünftige Entwicklung zur Verfügung zu haben. Bei der Bestimmung der Anzahl der erforderlichen Anschlüsse wird - von Ausnahmen abgesehen - ausdrücklich nicht von der aktuellen Raumnutzung ausgegangen, da, wie die Erfahrung gezeigt hat, die Raumnutzung in einem universitären Umfeld einer sehr starken Dynamik unterliegt und daher unbedingt flexible Reserven geschaffen werden müssen, um zukünftigen Anforderungen gerecht werden zu können. Die nachträgliche Erweiterung von Verkabelungssystemen ist technisch sehr problematisch und extrem unökonomisch. Ab dem Jahr 1999 neu verlegte Kabel sind mindestens für 600 MHz geeignet, wodurch auch in dieser Hinsicht Reserven für zukünftige Entwicklungen geschaffen werden. Jedes neu verlegte Kabel wird im Rahmen der Abnahme auf Einhaltung der vorgeschriebenen Übertragungsparameter nach Kategorie 5 durch eine Messung überprüft. Ab sofort werden erweiterte Anforderungen für die Abnahmemessungen angewandt, wodurch auch die Tauglichkeit für Gigabit-Ethernet über Kupferkabel sichergestellt werden kann.

Bei der Inbetriebnahme neu errichteter strukturierter Verkabelung werden, um die Kosten für aktive Komponenten zu begrenzen, auf Basis von Anforderungen der Nutzer nur die Anschlüsse für Datenkommunikation durch Verbindung mit einem Switchport aktiviert, die zu diesem Zeitpunkt wirklich benötigt werden, siehe Abbildung 9.

Abb. 9
Abbildung 9: Switch mit Patchkabeln zur Aktivierung der Twisted-Pair-Anschlüsse

Es kann daher nicht davon ausgegangen werden, dass alle in einem Raum vorhandenen Anschlüsse, ohne weitere Anforderungen an den ZID zur Aktivierung weiterer Anschlüsse zur Datenkommunikation unmittelbar verwendet werden können.

In Einzelfällen, wo besondere Anforderungen vorliegen oder erwartet werden können, wie z. B. in Laborräumen mit speziellen Umgebungsbedingungen wie starken Magnetfeldern oder in Serverräumen mit speziellen Bandbreitenanforderungen, werden Lichtwellenleiteranschlüsse für den direkten Anschluss von Endsystemen errichtet.

Neue Gebäude

Das im Herbst 1999 in Betrieb genommene Institutsgebäude Favoritenstraße wurde dem neuesten Stand der Technik entsprechend ausgestattet. Es wurde eine Anzahl von Anschlüssen errichtet, die auch Reserven für zukünftige Entwicklungen beinhaltet, alle aktiven Anschlüsse sind für 10/100MBit/s ausgerüstet und die Anbindung der Etagenverteiler an die zentralen Netzwerkkomponenten wurde erstmals an der TU Wien mit Gigabit-Ethernet ausgeführt.

Das am Beginn der Phase der Adaptierung befindliche für die TU Wien neue Gebäude Perlmooserhaus (Operngasse 11) wird in gleicher Qualität ausgestattet werden.

Projekt Teilsanierung Gußhausstraße 25 und 27-29

In den Gebäuden Gußhausstraße 25 und 27-29 sind nicht zuletzt wegen Behördenauflagen im Bereich von Brandschutz, Fluchtwegen und Sicherheit der elektrotechnischen Installationen umfangreiche Sanierungsmaßnahmen erforderlich, die zum Teil schon im Gange sind.

Da besonders im Bereich Gußhausstraße 27-29 bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt begonnen wurde, strukturierte Verkabelung zu installieren, ist wegen der damals gegebenen technischen und finanziellen Rahmenbedingungen ein hoher Anteil von halb aufgelegten Datenanschlüssen vorhanden. Diese Art der Installation ist für die neue bereits am Markt verfügbare Netzwerktechnologie Gigabit-Ethernet nicht mehr verwendbar. Durch die vor Jahren noch hohen Errichtungskosten strukturierter Verkabelung bedingt, wurde nur eine geringe, den heutigen Anforderungen nicht mehr gerecht werdende Anzahl von Anschlussdosen installiert. Derzeit besteht keine Möglichkeit, die strukturierte Verkabelung auch für Telefonie zu nutzen, da die vorhandenen Etagenverteiler über keine Verbindung mit der Telefonanlage verfügen. Durch die Rahmenbedingungen (wie bauliche Gegebenheiten) sind viele Etagenverteiler in kleinen Nischen hinter Wandverbauten errichtet worden und bieten nur schlechte Voraussetzungen für einen stabilen Betrieb und keinen Spielraum für zukünftige Erweiterungsmöglichkeiten.

Wegen der Erfordernisse der elektrotechnischen Planung, kompletten Erneuerung der Elektroinstallationen im Haus Gußhausstraße 25 und Bereinigung der Elektroinstallationen Gußhausstraße 27-29 und der damit verbundenen Neuerrichtung der Tragsysteme ergibt sich für den ZID die Notwendigkeit, die vorhandene strukturierte Verkabelung komplett zu erneuern.

Dadurch wird es möglich sein, nach Abschluss der Arbeiten auch in diesen Gebäuden eine dem Stand der Technik entsprechende Ausstattungsqualität zur Verfügung stellen zu können.

Zukünftige Entwicklungen

Die Übertragungstechnik Gigabit-Ethernet über Twisted-Pair-Kabel 1000Base-T befindet sich in der Markteinführung. Es sind jedoch Verbindungen, die weitere über die Norm Kategorie 5 hinausgehende Spezifikationen erfüllen, erforderlich. Erste Produkte sind, wenn auch zu relativ hohen Kosten, verfügbar. Der Einsatz dieser Technologie wird in den nächsten Jahren auch an der TU Wien erwartet. Ein unmittelbarer Bedarf ist derzeit aber nicht erkennbar, da einerseits die Anwendungen fehlen, die den Einsatz dieser hohen Bandbreiten und damit auch hohen Kosten rechfertigen würden, andererseits die angeschlossenen Systeme derzeit auch meist nicht in der Lage sind, Datenströme mit diesen Geschwindigkeiten zu verarbeiten. Die in den letzten zwei Jahren neu errichteten Verkabelungen unterstützen diese Technologie aber bereits.

Der Standard für 10-Gigabit-Ethernet über Lichtwellenleiter wird innerhalb der nächsten zwei Jahre erwartet. Herstellerspezifische Lösungen befinden sich bereits vor der Markteinführung.

Fiber to the Desk

Dieses Schlagwort beschreibt den ausschließlichen Einsatz von Lichtwellenleitern bis zum Anschluss auf dem Arbeitsplatz. Den unbestrittenen Vorteilen dieser Technologie - wie Überbrückung größerer Distanzen und damit die Möglichkeit der Versorgung aller Arbeitsplätze eines Hauses von einem Punkt aus und größere Reserven hinsichtlich der Bandbreite für zukünftige Entwicklungen - stehen aber gravierende Nachteile gegenüber.

Die Kosten für Interfaces mit Lichtwellenleiteranschluss sind sowohl auf der Seite der Endgeräte als auch auf der Seite der aktiven Netzwerkkomponenten signifikant höher. Sollen die preiswerteren Komponenten mit konventionellen Anschlüssen für Kupferkabel eingesetzt werden, so sind Komponenten zur Konvertierung der Signale erforderlich, die zusätzliche Kosten verursachen.

Heute dem Stand der Technik entsprechende Telefonsysteme erfordern - wie auch die im Herbst 1998 in Betrieb gegangene neue Telefonanlage der TU Wien - den Anschluss der Endgeräte (Telefone) auf Basis von Kupferkabeln. Damit muss auf jeden Fall zu jedem Arbeitsplatz ein Kupferkabel herangeführt werden. Es ist derzeit keine wirtschaftlich einsetzbare Technologie bekannt, die das Führen dieser Telefoniesignale über Lichtwellenleiter ermöglichen würde. Voice over IP - Übertragung von Telefongesprächen über Datennetze - ist beim derzeitigen Stand der Entwicklung vom Standpunkt der Qualität, der Betriebsstabilität und der Kosten für die TU Wien keine Alternative zur konventionellen Telefonie.

Daher wird in unmittelbarer Zukunft "Fiber to the Desk" im Bereich der TU Wien keine Anwendung finden.

Links

Richtlinien für Anmeldungen: http://nic.tuwien.ac.at/tunet/anmeldung.html
aktuelle Nameservereinträge: http://netplane.tuwien.ac.at/netinfo/hosts.tuwien
TUNET-Datenbank: http://nic.tuwien.ac.at/tunetdb/
Telekommunikation: http://www.zid.tuwien.ac.at/telefonie/


Zum Inhaltsverzeichnis, ZIDline 4, Dezember 2000