ITU V.90 beim Wählleitungszugang zur TU Wien

Johann Kainrath

Um die beim Modemzugang von vielen Benutzern geforderte Unterstützung des nunmehr vor kurzem abgesegneten ITU V.90 56k Modem Standards zu bieten, wurde Mitte September auf 120 von insgesamt im Moment verfügbaren 210 Wählleitungszugängen der V.90 Initial Release Modemfirmware Upgrade vorgenommen. Dazu musste in die betroffenen Terminalserver eine neue Modemfirmware geladen werden.

Zum aktuellen Stand des Dialin-Services

Derzeit verfügt die TU Wien unter der Online-Tarif-Nummer 07189 15893 bzw. unter der Normaltarif- Nummer 01 58932 über 210 gleichzeitige Zugänge (Modem analog und ISDN). Diese sind durch eine Serie von sieben Multi ISDN Anschlüssen, sogenannte PRI Anschlüsse (Primary Rate Interface), realisiert, die auf drei Terminalserver vom Typ Cisco AS5x00 aufgeteilt sind. Die weitere Aufrüstung um 30 Zugänge (ein PRI) auf somit insgesamt 210 Leitungen wurde kürzlich vorgenommen. Dieser Teil des Dial-In ist bereits in den zentralen Telekommunikationsraum der TU Wien (Freihaus, 1. Stock) übersiedelt, wo in weiterer Folge das gesamte Dialin-Service-Equipment beheimatet sein wird.

Durch die zusätzliche Unterstützung von V.90 ist auf den Terminalservern ein erheblicher Anstieg der CPU-Last zu beobachten. Dadurch ist auch bei den Terminalserver-Systemen selbst ein Ausbau unumgänglich geworden. Ein neuer Terminal-Server ist bereits bestellt.

Derzeit unterstützen alle drei Terminalserver Modulationen bis zu V.34+ (33600 Bit/s) bzw. K56flex Version 1.1 (56000 Bit/s). Auf den Terminalservern tsmd.dialin und tsme.dialin wird zusätzlich V.90 unterstützt (eine genaue Auflistung unterstützter Modulationen siehe Kasten). Diese Zuordnung wird sich mit dem neuen Server wieder ändern.

Ein Upgrade der Modemfirmware auf Seite des Serviceproviders ist immer ein kritischer Schritt. Erfahrungsgemäß bringt so ein Upgrade für die Masse der Benutzer Vorteile, wie höhere Connect-Geschwindigkeit oder stabilere Verbindungen. Immer wieder kommt es dadurch aber bei einer eingeschränkten Benutzergruppe (z.B. bei jenen, die Modems einer gleichen Bauart und Chipsatz verwenden) zum Auftreten von Problemen. Häufig lassen sich diese Probleme durch einen Firmware-Upgrade des Modems beheben. Um solch einen Firmware-Upgrade leicht durchführen zu können, sollte bereits beim Kauf eines Modems darauf geachtet werden, dass dieses mit einem sogenannten Flash Memory (Flash ROM) ausgestattet ist. Denn dann lässt sich eine neue Modemfirmware (die man über das Internet bezieht) ohne Probleme einfach hineinladen und es muss nicht u.U. mühsam ein Chip ausgewechselt werden.

Zum V.90 Standard

Datenübertragungstechniken im Bereich 56kBit/s für analoge Modems wurden bereits 1997 von Firmen wie US Robotics (X2) und Rockwell gemeinsam mit Motorola und Lucent (K56flex) vorgestellt. Im Februar 1998 einigten sich 3Com (hat US Robotics gekauft) und Lucent nach zähen Verhandlungen auf ein gemeinsames Verfahren – V.90. Die Entwicklung des Verfahrens und nun schließlich die endgültige Verabschiedung des V.90 Standards erfolgte unter dem Dach des weltweit akzeptierten Standardisierungsgremiums International Telecommunication Union, ITU. Siehe dazu unter http://www. itu.ch oder auch http://www.itu.int.

Ein Muss für die Verwendung einer 56k-Technik wie K56flex oder V.90 ist auf Benutzerseite der Anschluss an ein digitales Ortsamt der Post. Für die TU Wien als Serviceprovider ist der notwendige Anschluss an das ISDN- Netz der Post gegeben.

V.90 ermöglicht den Benutzern Downloads (Datenübertragung vom Host zum Modem) mit Geschwindigkeiten bis zu 56k Bit/s. In umgekehrter Richtung (vom Modem zum Host) werden die Daten nach herkömmlichen Verfahren, also mit maximal 33,6k Bit/s transportiert. Eine Datenrate von 56k Bit/s setzt allerdings eine ideale Verbindung zwischen dem Telekom Ortsamt und der Telefondose voraus. In der Praxis wirken auf diese Verbindung Störungen ein, sodass die maximale Übertragungsrate kaum erreicht wird. Bei Probeläufen sollten daher alle anderen Geräte (Telefone, Anrufbeantworter etc.) von der Telefondose abgesteckt werden.

Informationen über die genaue Funktionsweise von V.90 finden sich außer auf Seiten diverser V.90 Modem Hersteller und der ITU auch unter der Adresse http://www.v90.com. Ein weiterer kurzer interessanter Artikel zu V.90 findet sich auch im c’t Magazin mit Nummer 20 (online unter  http://www.heise.de/ ct/98/20/082).

Da die V.90 Technologie noch sehr neu ist, empfiehlt es sich auf alle Fälle, das Client Modem (i.e. das Modem auf Benutzerseite) mit der neuesten verfügbaren Firmware auszustatten. Nur dadurch ist im Normalfall optimale Performance sowie Kompatibilität gewährleistet.

Eine Anmerkung zu Uplink-Geschwindigkeiten von V.90 Modems zu unseren Terminalservermodems:

Häufig kommen nur 31.200 bps Uplink Connects auf Client-Modem-Seite zustande. Um 33.600 bps Connects zu erhalten, muss das Client-Modem eine sogenannte Symbol-Rate von 3429 Symbols/sec. können (http:// www.nb.rockwell.com/K56flex/whitepapers/ k56whitepaper.html). Diese ist für V.90 jedoch optional und nicht bei allen Modems implementiert; Standard V.90 Modems verwenden typischerweise eine Symbol-Rate von 3200, und das entspricht 31.200 bps.

Mit anderen Worten heißt das, wenn Sie solche Uplink Connects erhalten, dann unterstützt Ihr Modem  im analog->digitalen Uplink-Verbindungspfad 33600bps (3429 Symbol-Rate) nicht.

    Derzeit durch unsere Terminalserver-Firmware unterstützt:

    Modulation
    ITU-T V.90 Draft at 28000 to 56000 bps in 1333 bps increments
    Rockwell K56flex at 56000 to 32000 in 2000 bps increments
    ITU-T V.34 Annex 12 at 33600 and 31200 bps
    ITU-T V.34 at 28800, 26400, 24000, 21600, 19200, 16800, 14400,
                12000, 9600, 7200, 4800, and 2400 bps
    ITU-T V.32bis at 14400, 12000, 9600, 7200, and 4800 bps
    ITU-T V.32 at 9600 and 4800 bps
    ITU-T V.23 in two modes: split speed and half-duplex 1200 bps
    ITU-T V.22bis at 2400 bps
    ITU-T V.22 at 1200 and 600 bps
    ITU-T V.21 at 300 bps
    Bell 212A at 1200 bps
    Bell 103A at 0 to 300 bps

    Protocols
    MNP 10
    MNP 10EC for adverse line conditions including cellular
    ITU-T V.42 (including MNP 2-4 and LAPM) Error Correction
    ITU-T V.42bis (1K nodes) and MNP 5 Data Compression


Zum Inhaltsverzeichnis, Pipeline 26, Dezember 1998