HYPEDIA
ein integriertes System zur Entwicklung und Wartung von Web-Sites
eingesetzt
an der Fakultät für Bauingenieurwesen
Marcus Zelezny
HYPEDIA-Entwicklung
Thomas Huemer
Institut für Festigkeitslehre

Das Internet bietet die faszinierende Möglichkeit, die Leistungen und Aktivitäten
eines Instituts weltweit zu präsentieren. Einige Institute zögern noch,
sich in dieser modernen Form darzustellen, da sie berechtigterweise den
hohen Zeitaufwand für die Einarbeitung in diese Technologie und die Erstellung
ihrer Homepage fürchten, andere hingegen setzten diesen Schritt.
Problemkreise und Abhilfen
In der ersten Euphorie („wir gehen ins Internet“) sind rasch einige Seiten
erstellt und ein Web-Server aufgesetzt. Nach einiger Zeit des Betriebs
einer eigenen Web-Site treten häufig folgenden Phänomene auf:
-
Fast jede Seite zeichnet sich durch anderes Layout und Strukturierung aus
(Inkonsistenz in der Gestaltung).
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Nach einer gewissen Menge an Inhalten, fällt die Entscheidung immer schwerer,
an welcher Stelle diese im gesamten Informationsangebot angeordnet werden
sollen (schwer nachvollziehbare Gesamtstruktur).
-
Hat ein Interessent eine tieferliegende Information nach einigen Hyperlink-Verweisen
aufgefunden, bleibt dann meist nur die Suche nach dem Homepage-Button übrig,
um sich wie mit einem Schleudersitz aus der Tiefe wieder auf die Startseite
zurück zu katapultieren – „lost in cyberspace“ ist aufgetreten (schwieriges
Zurechtfinden im gesamten Informationsangebot).
-
Das Einbringen und Aktualisieren von Inhalten ist nur mehr zeitraubend
durchzuführen (Aktuelles trägt das Datum von 1997).
-
Aus Zeitmangel veraltet die erforderliche Internet-Software (Web-Server,
Volltextsuche).
Die Behebung obiger Phänomene stellte den Ausgangspunkt für ein Gesamtkonzept
dar (HYPEDIA), welches alle Aspekte in der Realisierung großer internet-basierender
Informationssysteme berücksichtigt:
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Beliebige Tiefe und flexible Erweiterbarkeit des Inhaltsangebotes (Übersichtlichkeit
bleibt erhalten).
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Fortschrittliches Navigationskonzept (= Informationsgewinn): Navigationsgeschichte
(Visualisierung des bisher beschrittenen Weges – „Woher komme ich?“), momentaner
Standpunkt („Wo befinde ich mich?“) und Überblick (Vorschau angebotener
Inhalte und weitere Verzweigungsmöglichkeiten – „Was erwartet mich?“).
Schaffung verschiedener Zugangswege zu Inhalten: hierarchische Unterbereiche,
Erreichen tieferliegender Inhalte von der Startseite aus und über die Volltextsuche.
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Screen-Layout: Aufteilung in Navigationsfenster (Inhaltsverzeichnis, Übersicht)
und Textfenster (Darstellung der Inhalte).
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Leichte Wartbarkeit: ermöglicht das Erstellen eines breiten und aktuellen
inhaltlichen Angebots. Dies wird durch Eingabemasken komfortabel bewerkstelligt,
ohne sich mit der Informationstechnologie Internet und der Seitenbeschreibungssprache
HTML im Detail auseinander setzen zu müssen. Sämtliche Wartungsaktivitäten,
wie Erstellen, Ändern und Entfernen von Basiselementen (Unterbereiche,
Dokumentvorlage, Hyperlinks, ...) können in einem speziellen Modus (Zugriff
über das lokale Dateisystem) mit einem Internet-Browser sicher und nach
kurzer Einschulung durchgeführt werden.
-
Schnelles Erstellen eines Grund-Informationsangebots.
Erstellung und Aktualisierung des Informationsangebotes
Das Online-Wartungssystem HYPEDIA ist in der objektorientierten Programmiersprache Perl5
realisiert und setzt – in der universitären Implementierung – auf folgenden
freiverfügbaren Public-Domain Software-Kom- ponenten auf: Web-Server apache,
SQL-Datenbank PostgreSQL, Volltextsuche swish-e und Zugriffsstatistik analog.
Anhand des Anlegens eines neuen Unterbereichs wird eine der vielen Möglichkeiten
dieses Systems demonstriert:
-
Hauptmenü des Wartungsmoduls

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Auswahl des einzufügenden Elements und dessen Position

-
Eingabe der erforderlichen Daten

-
Sofortige Darstellung des neu erstellten Elements im Navigationsfenster

Erfassung von Publikationsdaten
Einen wesentlichen Schwerpunkt im Gesamtkonzept einer universitären Web-Site
stellt eine Publikations-Datenbank dar. Ziel war es, ein einfaches – über
den Browser direkt bedienbares – Subsystem zur Erfassung und Pflege der
Publikationen eines Instituts zu schaffen. Mit diesem Subsystem können
verschiedenste Typen von Publikationen – von einem Artikel bis zu einem
internen Bericht – erstellt werden. Es werden alle Publikationstypen abgedeckt,
welche in BibTeX definiert sind. Im folgenden werden die drei Schritte,
die zum Aufnehmen einer Publikation in die Datenbank erforderlich sind,
anhand von Screen-Shots illustriert:
-
Eingabe von Typ, Autoren, Kontakt, Titel und Jahr der Publikation.

-
Abhängig vom Publikationstyp (hier 'Article') werden verschiedene Eingaben
wie Ausgabe, Seitennummern, Schlagwörter, Online- und/oder Download-Version
angegeben.

-
Vorschau der Daten der Publikation; nach Aktivieren der Fertig-Schaltfläche
wird die Publikation in die Datenbank aufgenommen.

Bei Vorhandensein der Eckdaten einer Publikation als Datei, können die
Daten einfach mittels 'Cut+Paste' in die Felder der Eingabemaske übertragen
werden. CRUD (create/read/update/delete), also das Erstellen, Anzeigen,
Ändern und Löschen einzelner Datensätze ist jederzeit möglich. Nach der
einmaligen Erfassung der Publikationen können diese an verschiedensten
Stellen des Informationsangebots Verwendung finden:
-
Publikationen eines Institutsmitglieds (Eigendarstellung, Forschungsinteressen);
dieser Eintrag wird automatisch beim Anlegen neuer MitarbeiterInnen angelegt.
<|Institute |Members |Peter Helnwein |Publications>
-
Aktuelle Publikationen eines Instituts (Institutsschwerpunkte, „was passiert
an diesem Institut?“); dieser Eintrag wird automatisch beim Erstellen des
Basissystems angelegt.
<|Publications |Find |Recent Publications>
-
Publikationen zu einem Forschungsbereich (mögliche Kooperationspartner
aus Forschung und Industrie); Eingabe über Wartungsmodul und Angabe zweier
Schlagwörter.
<|Research |Cooling Tower |Related Publications>
-
Abgeschlossene Diplomarbeiten und Dissertationen an einem Institut (zukünftige
Diplomanden bzw. Dissertanten)
<|Education/Students |Angebotene Arbeiten
|Diplomarbeiten>
Grundsätzlich bestehen verschiedene Möglichkeiten der Ausgabe: Blättern
im Navigationsfenster; Darstellung als kompakte Liste im HTML- oder BibTeX-Format
im Textfenster.
Erfahrungen über den Aufbau einer Instituts-Homepage
Zur Vermeidung eingangs erwähnter Probleme hat die Fakultät für Bauingenieurwesen
auf Initiative des Instituts für Festigkeitslehre ein Projekt ins Leben
gerufen. Für jedes Institut der Fakultät wurde dabei eine Homepage basierend
auf HYPEDIA vorgesehen. Die Realisierung erfolgte unter besonderer Berücksichtigung
folgen-der Punkte:
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Anbieten von Informationen für: Studenten (Lehrveranstaltungen (LVAs),
angebotene Arbeiten), Forschungskollegen (Publikationen, Projektbeschreibungen),
Industriepartner (angewandte Forschung) Journalisten, Schüler und fachlich
Interessierte (Überblicksartikel, Personal).
-
Vereinfachung der Abläufe in der Institutsorganisation: Prüfungsvorbereitung
für Studenten (Termine, Angaben, Beispiele), leichte Einarbeitung in Institutseinrichtungen
für neue Institutsmitglieder, Diplomanden, Studenten (Online-Manuals, Versuchsaufbauten).
Der Aufbau einer Homepage unter Einsatz von HYPEDIA geht von einem Basissystem
für jedes Institut (Informationseinheit) aus. In diesem sind Farbschema
und Anordnung der Navigationselemente festgelegt sowie Eingabemasken zur
Volltextsuche und für Datenbankabfragen implementiert.
Der Zeitaufwand zur Erstellung eines Grund-Informationsangebots (Erfassung
des Institutspersonals, Einbringen von Publikation in die Datenbank, Verweise
auf den existierenden Online-Lehrzielkatalog, Überblicksinformation der
Forschungsbereiche) beträgt etwa drei Tage.
Der inhaltlichen Weiterentwicklung (Lehre: umfassende Beschreibung der
Lehrveranstaltungen, Prüfungsvorbereitung; Forschung: Online-Publikationen,
Detailinfor- mationen; Administration: Organisationsabläufe, Online- Manuals,
Formularwesen) sind keine Grenzen gesetzt. Die Web-Site kann durch das
Sekretariat (Administratives, Lehre, Publikationen), wissenschaftliche
Mitarbeiter (persönliche Darstellung, Forschungsbereiche, Publikationen)
und engagierte Studenten (Projektarbeit, Versuchsablauf) rasch erweitert
werden.
Software-Pool
Dem Gesamtkonzept wurde ein Software-Pool zugrunde gelegt, der moderate
Kosten für jedes Institut garantiert. Weitere Entwicklungen wie komfortable
HTML-Konvertoren (Word-RTF, Migration bestehender HTML-Dokumente) werden
über zusätzliche neue Web-Sites ermöglicht und kommen allen Teilnehmern
sofort kostenlos zu Gute.
Teilnahmemöglichkeiten am Software-Pool:
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Ein einzelnes Institut (einer beliebigen Fakultät) mit einem Layout kann
ihre Homepage mit integriertem Wartungssystem HYPEDIA auf dem Web-Server
des Instituts für Festigkeitslehre einrichten. Realisiert wird dies durch
Einrichten eines virtual hosts auf dem Web-Server. Dies ist speziell für
jene Institute sinnvoll, die sich sofort umfassend im Internet präsentieren
wollen, ohne sich mit der Wartung eines Web-Servers auseinander setzen
zu müssen.
-
Mindestens fünf Institute kooperieren und errichten auf einem Institut
einen neuen Internet-Cluster, auf dem die Software-Pakete installiert werden.
Ausblick
Nachdem alle Institute zumindest das Grund-Infor- mationssystem erstellt
haben, bietet sich die Möglichkeit des Content-Clusterings. Darunter versteht
man das Anbieten von Informationen unterschiedlicher Inhaltsersteller (Institute)
zu einem übergeordneten, umfassenden Informations-Pool (Fakultät). Beispielsweise
können Studenten die Stundenpläne auf der Homepage der Fakultät abrufen
und werden von dort zu den LVA-Beschreibungen, -inhalten und Vortragenden
der einzelnen Institute geleitet.
Anfragen:
HYPEDIA, neuer Internet-Cluster:
Marcus.Zelezny@tuwien.ac.at
Anwendung, Software-Pool:
Thomas.Huemer@tuwien.ac.at
Zum Inhaltsverzeichnis, Pipeline 26, Dezember 1998