Gaussian 98

Helmut Mastal

Der gebürtige Österreicher Walter Kohn erhält gemeinsam mit dem Briten John A. Pople den diesjährigen Chemie-Nobelpreis. Ihre bahnbrechenden Leistungen haben es ermöglicht, das seit 70 Jahren bestehende Wissen über die Naturgesetze, nach denen chemische Reaktionen ablaufen, auch praktisch zu nutzen. Kohns Entwicklung, die Dichtefunktionaltheorie (Density Functional Theory), ermögliche es, sogar sehr große Moleküle zu untersuchen und chemische Reaktionen zu erklären. Ein von Pople entwickeltes Computerprogramm (GAUSSIAN), das großteils auf den theoretischen Arbeiten Kohns basiert, benutzen heute Chemiker auf der ganzen Welt.

Elektronendichte um ein Vitamin C Molekül (aus: http://www.nobel.se/announcement-98/chemback98.pdf)

Das EDV-Zentrum hat nach der Ankündigung von Gaussian 98 einen campusweiten Upgrade-Lizenzvertrag für Gaussian 98 abgeschlossen. Wir erhielten dann nach der allgemeinen Freigabe Gaussian 98 Revision A.3, die erste Revision, die über die Beta-Test-Sites hinaus verteilt wurde.

Mit Gaussian 98 wird die Behandlung von sehr großen Molekülen dadurch ermöglicht, dass viele Algorithmen in ihrer Effizienz gesteigert wurden, bzw. überhaupt neue wesentlich effizientere Algorithmen eingesetzt werden. Der Umfang der molekularen Eigenschaften, die aus den Berechnungen vorhergesagt werden können, wurde neuerlich erweitert. Methoden, die die Berechnung von Systemen in „Excited States“ ermöglichen, sind in Gaussian 98 enthalten. Weitere Verbesserungen betreffen die DFT (Density Functional Theory) Berechnungen. Neue Features in Gaussian 98 sind die Fast Multipole Methoden (FMM) und die ONIOM Methode.

Gaussian 98 wird zunächst vom EDV-Zentrum auf dem Chemie-Server (ehem.FBCH) testweise installiert, in der Folge auch auf den Systemen des FP-Servers zur Verfügung gestellt. Es werden dann für eine bestimmte Zeit gleichzeitig folgende Gaussian-Versionen angeboten:

Gaussian-Version

Server

Prozessor

übersetzt mit Compiler-Version

Gaussian 94, Rev. E.2

ch.zserv

R8000

6.1

Gaussian 98, Rev. A.3

ch.zserv

R8000

7.1

Gaussian 98, Rev. A.3

fpr.zserv
fps.zserv
fpt.zserv

R10000

7.2.1

Gaussian 98 wird für 2 parallele Prozesse voreingestellt. Ein Startup-Script startg98, das die entsprechenden Umgebungsvariablen aufsetzt, wird in gewohnter Weise zur Verfügung gestellt. Gaussian 98 selbst wird dann mit g98 aufgerufen.

Wir ersuchen alle Gaussian-Benutzer, sich möglichst bald Accounts für den FP-Server zu besorgen, soweit diese nicht schon vorhanden sind. Das EDV-Zentrum ist an Vergleichen über die Stabilität und Performance der drei Versionen sehr interessiert, besonders für die auf der TU Wien tatsächlich zu lösenden Problemstellungen.

Nach Abschluss der Vergleichsläufe sollten die Gaussian- Produktionsläufe nur mehr am FP-Server durchgeführt werden, da die Batch-Services am alten, wartungsintensiven CH-Server in der Folge eingestellt werden müssen.

GaussView 2.0, das Pre- und Postprocessing-Paket zu Gaussian 98, wird in nächster Zeit geliefert und auf dem FP-Server installiert werden.

Bei der Gaussian-Lizenz handelt es sich wieder um eine campusweite Unix-Sourcecode-Lizenz. Die Software ist für folgende Plattformen optimiert, getestet und freigegeben: IBM AIX, Cray (PVP), Digital Unix, HP 700 und Silicon Graphics.

Institute, die Interesse an einer Installation von Gaussian 98 auf eigenen Workstations haben, mögen sich bitte mit Herrn Mastal (DW 42079) in Verbindung setzen. Auch die User’s und Programmer’s References können bei mir eingesehen werden.


Zum Inhaltsverzeichnis, Pipeline 26, Dezember 1998